Pettstadt. Richtig schade, dass der Ortsname Pettstadt nur zwei und nicht drei Silben hat. Sonst könnte man dem Evergreen getreu von den “Tulpen aus … Pettstadt” singen. Tatsächlich kommen zur Zeit und noch bis Ostern etwa 60000 Tulpen aus Pettstadter Erzeugung auf den regionalen Markt, wo sie sich in der Käufergunst mit jenen aus Amsterdam und weiter entfernten Produktionsstätten messen lassen müssen.
Als Beispiel für Regionalität im Geschäft mit frischer Ware sei hier der Fokus auf die Gärtnerei Reichert gerichtet, die sich mit den Tulpen eine Menge Arbeit macht. Es beginnt im Oktober, wenn je 84 Tulpenzwiebeln in einen mit Erde gefüllten Plastikkorb von 40 mal 60 Zentimetern Breite und Länge gesetzt werden. Sie stehen da ganz eng und gehen erst mal in den Winterschlaf. Als Zudecke dient eine etwa 25 Zentimeter dicke Laubschicht: Laub, das auf dem Campingplatz in Bug zusammengerecht und Anhänger für Anhänger nach Pettstadt transportiert wird. Es dauert eine gute Woche, bis der Baum-“Abfall” zu einer nützlichen Schicht umgesetzt und ausgebreitet ist. Dann darf es kalt werden.
Für den Blumenzüchter Michael Reichert (im regionalen Bereich mehr für sein Rosengeschäft bekannt) geht die Arbeit mit den Tulpen im Januar weiter. Nun werden zweimal jede Woche 20 bis 30 Pflanzkästen in das wegen der hohen Energiekosten nur noch auf 12 Grad temperierte Gewächshaus geholt. Den Tulpen wird das Frühlingserwachen gewissermaßen antrainiert: Die Laubschicht entfernt, wechseln die sprießenden Pflanzen rasch vom Gelb in das übliche Grün und bilden ihre Blütenknospe heran. “Marvel Parrot” oder “Flash Point” – Papageien- oder gefüllte Tulpen – lassen ihre Blütenfarben langsam durchschimmern. Zwei, drei Wochen später sind sie “erntereif”.
Es ist kein Wunder, dass diese Tulpen gerade zum Valentinstag in großer Zahl wohlfeil sind. Zu Hause in der Vase entfalten sich die Blütenknospen rasch und erfreuen tage-, ja wochenlang mit ihrer Farbenpracht. Tulpen wachsen in der Vase weiter, weshalb man sie immer wieder einkürzen sollte, damit sie nicht gakelig werden.
Und was passiert mit den Zwiebeln, denen die Schnitttulpen entwachsen sind? Sie landen mit dem Laub, unter dem sich die Pflanzen über den Winter entwickelt haben, auf dem Kompost! Überraschende Antwort des Blumenzüchters: Da die Tulpen für den Verkauf komplett abgeschnitten werden, kann die Zwiebel keine Kraft aus dem Laub zurückholen. Dadurch würde sie nur geschwächt überdauern und im Folgejahr keine verlässliche, verwertbare Ernte mehr liefern. Wer Tulpen im Garten pflanzt, dem wird von den Experten folgerichtig geraten, nach der Blüte nur den unnötigen Samenstand abzuschneiden, die Pflanze abwelken zu lassen und erst den dürren Rest zu entfernen. Dann hat der Hobbygärtner jahrelang Freude an seinem Tulpenbeet, auch wenn sich mit der Zeit häufig die Blütenfarbe Gelb durchsetzt.
Aber auf Tulpen aus dem eigenen Garten müssen wir heuer alle noch hübsch lange warten: Der doch zeitweise kalte Winter hat die Entwicklung der Frühjahrsblüher schon ein wenig gehemmt. So ist es gut zu wissen, dass es jetzt schon heimische Tulpen im Blumenladen oder in regional verwurzelten Geschäften wie Rewe-Rudel in Bamberg zu kaufen gibt: Man gönnt sich ja sonst kaum was… Und die Züchter sowie die Händler haben es durchaus verdient, dass man ihnen die Ware abkauft. Es steckt viel Fleiß, Können und Risikobereitschaft im Blumen-Geschäft. Das sollte man dankbar anerkennen und gerne den gerechten Preis bezahlen: Wie doch ein bunter Tulpenstrauß das Heim verschönern kann!
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