Bamberg. Wenn das Motto lautet: „Fasching außer Rand und Band, EUROPA fest in Narrenhand“, dann muss eine Europa dabei sein. Wenigstens eine kleine, die Ida, auf blauen Ballons schwebend, von einem bärenstarken (wenn auch übernächtigen) Zotteltier gezogen. Spitze war die Spitze des Faschingsumzugs, der sich an “Fosernochd” durch die Innenstadt schlängelte. Es dauerte gut zwei Stunden, bis sich der aus annähernd 40 Nummern bestehende Gaudiwurm vom Markusplatz bis zum Maxplatz gewunden hatte: ein ausnahmsweise nicht nerviges Stop-and-Go. Das hat man davon, wenn man gegen die sonstige Verkehrsführung in der Kapuzinerstraße und Langgass’ anströmt.
Ja, man konnte seinen Augen ruhig trauen: Es war noch eine zweite Europa dabei, die SPD-Landtagskandidatin Eva Jutzler gewissermaßen im blauen An-Zug. Die CSU-Landtagsabgeordnete Melanie Huml, die – natürlich im gewohnt feuerroten Outfit – mischte sich mal nur unters Fußvolk und hatte dabei sogar einen Blick für das Ende des närrischen Corso: Da wischten schon die Bamberger Straßenfeger den Konfettisegen weg und räumten die vielen leeren Flaschen beiseite. Ganz gewiss, davon kommt der Begriff Faschings-Kehraus.
Und dann ist da noch eine wichtige Person, die an der Spitze furchterregend einherschritt und sichtbar unter der Last der Verantwortung für die Veranstaltung litt. Ein Untoter, in der Gestalt eines stier-nackigen Stallburschen. Kaum wegzudenken, der Typ, der sich – notgedrungen? – mal einer Tarnkappe bediente. Nach kommunalpolitischen Spitzfindigkeiten mussten die nach Abertausenden zählenden Zuschauer indes lange suchen. Und dann war sie auch schnell vorbei die Giftspritze gegen den “Selbstbedienungsladen Rathaus”. Im übrigen empfahlen sich ein paar kleinere Stadtratsgruppierungen wie BUB, Bamberger Bürgerblock und Bambergs Mitte für pfiffige Ideen und gewagte Thesen. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Ist nur zu gut, dass es in der Umgebung Bambergs von Faschingsvereinen und Karnevalclubs geradezu wimmelt. So bildeten die Besucher des Faschingsumzugs ein buntes Spalier für die farbenprächtig uniformierten Garden aus dem Umland, das auf diese Weise seine Vitalität zum Vorschein brachte. Ob nun das Tanzmariechen Pauline mit dem Memmelsdorfer Carneval Club oder die Tänzerinnen aus Gundelsheim, Schammelsdorf, Baunach, Dörfleins – sie alle trugen durch Tanzeinlagen und Hebefiguren zum Ergötzen der Bamberger und ihrer Gäste aus nah und fern bei.
Aber auch ein paar Bamberger Vereine und Organisationen ließen sich nicht lumpen und schickten ihre munteren Abteilungen zu der mitunter an die Echternacher Springprozession (zwei vor, einer zurück) erinnernde Veranstaltung: die Lucky Bears gefielen mit Cheerleader-Vorführungen ebenso wie der weibliche Anhang des AFC Bamberg Bears, jene Football-Spieler, die zwischendurch mit ihrem eirigen Spielgerät Bewegungsdrang versprühten.
Die Feuerwehrjugend und das Technische Hilfswerk ließen durchblicken, dass es in ihrer Gesellschaft durchaus auch beschwingte kleine Löschübungen geben kann. Beim MTV ist auch Rock’n’Roll angesagt, der Fanclub Faszination Basketball machte gute Miene zum schlechten Spiel seiner Helden. Tapfere Bienen kamen als süße Naschkatzen daher und die Black Brusher, Uferlos e. V., der Stadtjugendring oder ein Männerballett aus dem mittelfränkischen Hessdorf wollten in Bamberg Mitte – abseits der Unteren Brücke – einfach mal die Sau rauslassen. Einer hat das jedenfalls so gesagt und gemeint hat er wohl: Gott sei Dank, können wir heuer wieder mal nach Lust und Laune Fasching feiern. Wer dabei Kopfschmerzen davontrug, hat hoffentlich zugegriffen, als eine Apothekenkette Pillenschachteln verteilte. Vielleicht waren da aber auch nur Schokolinsen drin.
Am Maxplatz endlich wurden die Fosernochdä von Ramba Zamba empfangen. Und dann ging die Party richtig ab. Doch, feiern kann Bamberg, an ein, zwei Tagen im Jahr sogar Fasching. Helau! (Weitere Bilder in unserer Galerie im Anschluss an diesen Bericht!)
Lesen Sie auch