Strullendorf. Der Erwerb des früheren Lammbräu an der Bamberger Straße eröffnet der Gemeinde die Chance zur städtebaulichen Entwicklung der exponierten Ortslage an der nördlichen Einfahrt, unter Umständen sogar darüber hinaus. Um den Planungsprozess fachgerecht begleitet zu bekommen, schaltete der Gemeinderat das Berliner Stadtplanungsbüro “Plan und Praxis” ein. Dessen guter Rat: Frühzeitig die Bürger mit einbeziehen, damit das Vorhaben von Anfang an eine breite Basis hat! Zudem, so der beratende Diplom-Ingenieur Holger Pietschmann und seine aus Strullendorf stammende Mitarbeiterin Rhona Wagner, kommen aus der Bevölkerung immer auch gute Ideen hinzu.
Moderne Stadtentwicklung ist ein Gemeinschaftswerk über verschiedenen Stufen hinweg. Der in den Jahren 2012/13 abgefasste Plan zur integrierten Stadtentwicklung muss partiell fortgeschrieben werden, legte Bürgermeister Wolfgang Desel dar. Hat sich Strullendorf im ersten Schritt mit dem Komplex Rathaus/Bürgerzentrum beschäftigt, sollte man den Kauf des Lammbräu zum Anlass nehmen, jetzt ein weiteres Projekt zu stemmen, eben der Ortsbild prägende, ehemalige Brauereigasthof mitsamt seinem Umgriff.
In vertrauter Runde hat sich der Gemeinderat auch schon Gedanken über die Zukunft des Sanierungsobjekts gemacht. Demnach wird an eine Wiederbelebung der Braustätte in der Art eines Kommunbrauhauses gedacht. Ein Teil des Gebäudekomplexes soll zu sozial zweckgebundenem Wohnraum umgestaltet werden. Natürlich möchte man die Gaststätte wiederbeleben und sei es als Gemeinschaftsküche für die Hortbetreuung in Schule und Kita. Auch ein schöner Gedanke: Im Innenhof des Ensembles kann man sich einen Bauernmarkt vorstellen. Ein Rückgebäude könnte zu einem Bürgersaal umgebaut werden.
Spätestens bei dieser Idee taucht die Frage nach dem entsprechend dimensionierten Parkplatz auf, der auch für ein kommunales Projekt vorgeschrieben ist. Und damit ist die Verkehrssituation zu prüfen, am besten gleich unter dem Gesichtspunkt Verkehrsberuhigung. Bürgermeister Desel sagte, er sei froh über jeden Gemeinderat und jeden Bürger, der sich an der Konzeption beteilige. Aber allein, ohne eine fachliche Beratung, werde die Gemeinde diese Aufgabe nicht lösen können, gab Desel zu verstehen. Nicht zuletzt geht es um genehmigungsreife Pläne.
Der Stadtplaner aus Berlin schlug vier Schritte vor, um das Ziel zu erreichen: Nach einer eingehenden Stärken-Schwächen-Analyse die Präzisierung eines städtebaulichen Rahmenplans mit dem Lammbräu im Zentrum, die Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes, die Beteiligung der Bürger und schließlich eine neue Sanierungssatzung. Gerade die Zukunft des Lammbräu könne eine Initialzündung auslösen, von der sich engagierte Strullendorfer anziehen ließen. So ein Leuchtturmprojekt könne neue Lust auf Stadtentwicklung machen, meinte der Fachmann aus Hauptstadt. Und für ein gutes Konzept winken dann auch erhebliche Zuschüsse von Bund und Land.
Am Schluss war sich der Gemeinderat einig, das städtebauliche Entwicklungskonzept fortzuschreiben und ein Programm für den Lammbräu aufzustellen. Es wird da einige Überzeugungsarbeit nötig sein, denn unter den Zuhörern der Gemeinderatssitzung meldeten sich im Hinausgehen aus dem Rathaus gleich ein paar kritische Stimmen. Einer meinte: “Wegreißen, des ganza Zeuch und an schöna Festplatz draus machen!” Ein anderer hätte dem Gemeinderat gerne zugerufen, sich vorrangig mit dem Projekt Mehrgenerationenhaus zu beschäftigen und vor allem mit der Industriebrache.
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