Die Stadtwerke Bamberg rechtfertigen ihre hohen Strom- und Gaspreise

Mit Hilfe der Energiepreisbremse des Bundes kommen die Verbraucher noch günstig davon

2.03.2023
Mann o Mann, bei dem Strompreis kann man sich ja die Finger verbrennen.
Foto: ColiNOOB / pixabay
von Werner Baier

Bamberg. Stöhnt der Taxifahrer: “59,26 Cent wollen die Stadtwerke jetzt für die Kilowattstunde kassieren. Wer kann sich das leisten?” Was man dem guten Mann antworten könne, fragten wir den Sprecher der Stadtwerke Bamberg, Jan Giersberg. Der gabt erst mal mit Hinweis auf die rückwirkend zum 1. Januar greifende Energiepreisbremse Entwarnung: Auf der Basis von 80 Prozent des vorjährigen Stromverbrauchs würden die Kunden ja über eine weite Strecke nur 40 Cent/Kilowattstunde zahlen müssen. Der volle Tarif von 59,26 Cent greife nur für den darüber hinaus gehenden Stromverbrauch. Die Bundesrepublik Deutschland übernimmt die Differenz von fast 20 Cent und zahlt sie aus allgemeinen Steuereinnahmen. Ähnlich verhält es sich beim Bezug von Erdgas. Da liegt die Deckelung bei 12 ct/kwh.

Liebesbriefe von den Stadtwerken

Dieser Tage erhalten die Kunden der Stadtwerke ein Schreiben, in dem die Auswirkungen der vom Bund beschlossenen Strom- und Gaspreisbremse genau beschrieben würden, kündigt Giersberg an. Die monatlichen Abschläge für den März würden “extremst niedrig” ausfallen, weil die Preisermäßigung für Januar und Februar nachvergütet werde. Ab April würden dann die neuen Abschläge unter Berücksichtigung der Strompreisbremse erhoben. Mehr dazu und auch eine Beispielsberechnung finden Sie unter Wichtige Informationen zur Energiekrise: Stadtwerke Bamberg (stadtwerke-bamberg.de). Da sind alle Antworten auf drängende Fragen zusammengefasst.

Rechenbeispiele

Ohne die Finanzspritze aus der Staatskasse hätte ein Kunde der Stadtwerke Bamberg bei 2400 kWh Verbrauch monatlich 128,16 Euro Abschlag zu zahlen, 1537,93 Euro im Jahr. Aufgrund der Strompreisbremse zahlt der Kunde (unterstellt, er hätte 2022 den gleichen Stromverbrauch gehabt) 768 Euro für die ersten 80 Prozent und dazu 284,5 Euro für die restlichen 20 Prozent. Das ergibt 1052,45 Euro im Jahr plus den Grundpreis von 115,64, mithin also 1168,09 Euro/Jahr bzw. 97,34 Euro im Monat.

Das ist das Angebot der Stadtwerke Bamberg für den Strom: 59,26 ct pro Kilowattstunde.

Wer also Stromkunde der Bamberger Stadtwerke ist und bleibt, lässt sich für einen Großteil seines diesjährigen Stromverbrauches von der Bundesrepublik Deutschland subventionieren. Die Frage stellt sich dennoch, vor allem für Sparfüchse: Kann man Strom günstiger bekommen, so dass man die “Stütze” durch den Bund gar nicht in Anspruch nehmen muss? Recherchiert man im Internet, ist die Antwort schnell gefunden: eindeutig ja!

Schon der Ökostromtarif “Bamberg Regional” der Regionalwerke Bamberg (erreichbar in vielen Landkreisgemeinden) kommt mit einem Arbeitspreis von 39,28 Cent/kWh daher. Hier geht es bei 2400 kWh/Jahr monatlich mit 90,12 Euro (inklusive dem Anteil am Grundpreis in Höhe von 11,56 Euro) ab. Aufs Jahr gerechnet: 1081,44 Euro.

Günstiger vom Energiediscounter?

Die Vergleichsportale im Internet zeigen noch günstigere Angebote auch für sogenannten Ökostrom. Selbst namhafte Lieferanten operieren mit Arbeitstarifen von 33,36 oder 35,07 Cent/kWh. Darauf gibt es natürlich keine Förderung durch den Bund. Aber wer gerade noch aus der Grundversorgung zu einem solchen Anbieter wechselt und dafür Prämien erhält, der kommt derzeit zum Beispiel mit 78,37 oder 82,67 Euro im Monat davon.

Dieser Preiskonkurrenz durch “Discounter” auf dem Energiemarkt sind die Grundversorger kurzfristig nicht gewachsen. Jan Giersberg geht zwar davon aus, dass auch die Stadtwerke aufgrund der insgesamt sinkenden Beschaffungskosten ihre Preise nach unten korrigieren werden. Aber noch müssen die heftigen Ausschläge nach oben, die im letzten Jahr nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges erfolgten, eingepreist werden. Vor sieben Monaten konnten die Stadtwerke aufgrund ihrer noch laufenden günstigen Kaufabschlüsse ihren Bestandskunden vorteilhafte Konditionen bieten. Grundversorger müssen sich langfristig absichern; derzeit würden schon erste Verträge für 2026 geschlossen, berichtet Giersberg. “Wir  sind da ein wenig schwerfälliger”.

Auch der Gaspreis ist “Spitze”

Auch bei der Lieferung von Erdgas heben sich die Stadtwerke Bamberg von günstigen Marktteilnehmern deutlich ab. Sie verlangen einen Arbeitspreis von 20,12 Cent pro kwh und einen Grundpreis von 76,76 im Jahr. Daraus errechnet sich bei einem Verbrauch von 9600 kwh  ein Jahresbrutto von 2008,35 Euro bzw. 167,36 monatlich. Dieser Betrag kommt in diesem Jahr allerdings nicht beim Verbraucher an. Nach der 80-Prozentregelung der Gaspreisbremse stellt sich die Situation so dar: Für 7680 kwh zahlt der Kunde nur den gedeckelten Preis von 12 ct/kwh, mithin 921,60 Euro. Dazu kommen für 20 Prozent oder 1920 kwh noch 386,30 Euro (1920 x 0,2012 €). Einschließlich der Grundgebühr errechnet sich ein Jahresbedarf von 1384,66 oder 115,39 € im Monat. Gegenüber 167,36 Euro ohne Gaspreisbremse also eine hübsche Einsparung – freilich auf desn Steuerzahlers Kosten.

Konkurrenz lockt mit Wechselprämie

Aber es geht auch anders: Am 2. März ließ sich auf einem namhaften Vergleichsportal folgende günstige Lösung finden: Bei gleicher Abnahmemenge ein Grundpreis von 157,35 €/Jahr und ein Arbeitspreis von 11,35 ct/kwh. Inclusive einer Wechselprämie von 50 Euro errechnet dieser Anbieter einen monatlichen Abschlag von 99,75 Euro oder 1197 Euro im Jahr. Freilich: Auch das ist fast doppelt so hoch wie vor der Energiekrise und an frühere Zeiten mag man gar nicht denken.

Wird der Bund abgezockt?

Die Arbeitspreise der Stadtwerke  – haben sie nicht den Beigeschmack einer Abzocke des Bundes? Das weist Giersberg weit von sich und gibt zu bedenken, dass die Versorgungsunternehmen auf möglichen Missbrauch hin kontrolliert werden. Auf 200 Seiten sei das Gesetz zur Strom- und Gaspreisbremse niedergeschrieben. “Da können wir uns nicht so einfach die Taschen voll machen,” betont der Sprecher der Stadtwerke. Alles sei genau geregelt. Im Wettbewerb stehend, müssten die Stadtwerke markt- und kundenorientierte Preise aufrufen. Allerdings müssten die Grundversorger auch einen Aufwand für die Versorgungssicherheit betreiben, während sich manche “Discounter” auch schon mal davonschleichen würden, wenn ihre Rechnung nicht mehr aufgehe. Die Kunden, die nur nach dem allerbilligsten Angebot schielten, sollten sich vor “Glücksrittertum” hüten und die Verträge genau unter die Lupe nehmen, warnt Giersberg. Es käme auch schon mal vor, dass ein Superpreis nur für einen Monat zugesagt werde. Dann folgt rasch die Ernüchterung.

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2 Antworten

  1. Ich zahle für meinen Strom auch nach der Erhöhung nicht mal 40 Cent bei den Herzowerken Herzogenaurach. Ich brauche die Strompreisbremse gar nicht. Da frag ich mich doch ob hier nicht Kasse gemacht wird von den Stadtwerken Bamberg.

  2. Ich habe bis zum Jahreswechsel knapp 28 Cent bei den Stadtwerken Bamberg bezahlt.
    Ab Januar 2023 wurden knapp 60 Cent verlangt. Eine Erhöhung von über 100%.
    Mit der Strompreisbremse sind es zwar 40 Cent, aber nur für 80% des Gesamtverbrauchs.
    Für die restlichen 20 % ist der volle Preis zu zahlen.
    Wenn die Stadtwerke keine günstigeren Tarife anbieten, wird keine Vertragsverlängerung mehr stattfinden,
    zumal die Regionalwerke Bamberg schon unter 40 Cent anbieten, also ohne Strompreisbremse.erd Schlauberger
    Ob hier Kasse gemacht wird, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls sollte sich das Kartellamt mal bemühen….

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