Drei Flugstunden entfernt herrscht die Hölle auf Erden

Bambergs eindrucksvolles Gedenken an die Opfer des Erdbebens in Kleinasien

18.02.2023
Das Gedenken an die Opfer des verheerenden Erdbebens in Kleinasien brachte Bamberger mit und ohne Migrationshintergrund auf dem Maxplatz zusammen.
von Werner Baier

Bamberg. Ein paar Hundert Menschen, Türkischstämmige, Asylbewerber aus Syrien, Einheimische mit und ohne Migrationshintergrund, folgten Donnerstagabend der Einladung  der Stadt zu einer Gedenkfeier auf dem Maxplatz: Im Schein von Kerzen und Grablichtern gedachten die Teilnehmer*nnen der Tragödie in dem knapp drei Flugstunden entfernten Landstrich. Das furchterregende Erdbeben im Grenzgebiet zwischen der Türkei und dem von einem 13 Jahre langen Bürgerkrieg schon so sehr geschundenen Syrien macht fassungslos.

2400 Nachbeben machen Angst

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Schuttberge in vielen Städten des Katastrophengebietes. Hier ein Blick auf das, was von der  Maissaloun Straße in Aleppo übrig blieb. 

Oberbürgermeister Andreas Starke sprach im Namen aller Bamberger den von der Naturkatastrophe betroffenen Menschen Mitgefühl und Beileid den Hinterbliebenen der vielen Todesopfer aus. Allein in der Türkei sollen rund 35000 Menschen ums Leben gekommen sein, insgesamt wohl weit mehr als 40000. Mehr als 13000 Menschen seien verletzt in Krankenhäuser gebracht worden, 1,6 Millionen Bewohner des Katastrophengebietes lebten in Notunterkünften, 600000 Menschen seien evakuiert worden, Tausende würden noch vermisst, informierte das Stadtoberhaupt. Nach Angaben der WHO seien 26 Millionen Bewohner der Türkei und Syriens auf humanitäre Hilfe angewiesen. Weil inzwischen mehr als 2400 Nachbeben gezählt wurden, lebten die Menschen in diesem Teil Kleinasiens in ständiger Angst.

Solidarisch mit den Opfern

Auch viele Bewohner der Stadt Bamberg hätten familiäre Wurzeln in den betroffenen Gebieten. Starke würdigte die “beeindruckende Zahl von Bürger*innen Bambergs, die auf unterschiedliche Weise jeden Tag große Verbundenheit und Solidarität mit den Opfern der Katastrophe zeigen. Enorm seien die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt.

Vor den zahlreichen Zuhörer*innen erinnerte Starke an die Sachspenden-Aktion auf dem Gelände der DITIB-Moschee und an das eigens eingerichtete Spendenkonto. Seit neuestem bietet die Stadt Bamberg auch eine Anlaufstelle für Angehörige von Erdbebenopfern auf Deutsch, Arabisch und Türkisch an.

Dank an Spender und Helfer

Und mitten drin krachte ein Haus in sich zusammen: Menschen können es kaum glauben, welche Schäden das Erdbeben angerichtet hat.

Starke, der zusammen mit seinem Stellvertreter Jonas Glüsenkamp der schlichten, aber beeindruckenden Veranstaltung vorstand, dankte schließlich allen, die ihr Mitgefühl zum Ausdruck bringen und jenen, die tätige Hilfe leisten. besonders der Initiative “Bamberg hilft”. Christoph Eß von den Bamberger Symphonikern blies auf einem Waldhorn Trauerchoräle von Mozart, Bruckner und Bach. Die Gedenkfeier war gleichzeitig Trauerfeier. Die Fahnen Deutschlands, der Türkei und Syriens, von Teilnehmern zu einem Band verknüpft, symbolisierte die Verbundenheit zumindest der Menschen. Die offizielle Politik des Assad-Regimes macht den Schulterschluss noch schwierig, so dass die Stadt vorsichtshalber die syrische Nationalflagge nicht vor dem Rathaus gehisst hatte. Gerade die vor Assad geflohenen Syrer*innen haben mit diesem Zeichen der Macht ein Problem.

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Bamberg Stadt – Bewohner von Bamberg Stadt und Land können die Hilfsaktionen unterstützen (bambergerzwiebeltreter.de)

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Lesebuch – Syrische Mitbürger blicken mit Trauer und Wut in ihre alte Heimat (bambergerzwiebeltreter.de)

Fotos: 
Werner Baier
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