Dringlichkeitsantrag gegen Sperrung der Kettenbrücke gestellt

Die Komplettsperrung könnte sich negativ auf Bambergs Wirtschaft auswirken

8.02.2023
Seit heute ist die Kettenbrücke komplett gesperrt. Das sorgt für Verärgerung.
Foto: privat
von Arno S. Schimmelpfennig

Bamberg. Man sieht den Bamberger vor sich, wie er die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Denn das sukzessive Abbrechen wichtiger Verkehrsadern hat schon vor dem Bahnausbau begonnen: Als erstes wurde nun die Kettenbrücke gesperrt. Für ein ganzes Jahr. Das wirft Fragen auf.

Das sogenannte “Innenstadtsterben” ist bereits seit mehreren Jahren ernstzunehmendes Problem in Deutschlands Städten. Die Größe spielt dabei keine Rolle. Am 15. Oktober 2021 schrieb dazu zum Beispiel die WirtschaftsWoche: “Auch nach Corona bleibt die Innenstadt leer, die Folgen sind fatal: Die Kommunen befürchten mehr Leerstand und Geschäftsaufgaben, zeigt eine neue Studie. Selbst große Einkaufsstraßen verlieren Besucher.” Rechnete man vor der Pandemie mit einem Wachstum des Leerstands von drei bis zehn Prozent, so sind es derzeit 14 bis 15 Prozent, ergibt die hier zitierte Studie „Zukunftsfeste Innenstädte“ aus dem Frühsommer 2021, bei der die Verwaltungen aller deutschen Kommunen mit mehr als 5000 Einwohnern sowie zahlreiche innenstadtnahe Wirtschaftsvereinigungen befragt worden seien. Beachtet man, dass die Kettenbrücke Zufahrtsstraße zur Innenstadt und auch zur Karstadt-Tiefgarage am Maxplatz ist, so wird deutlich, dass sich das Problem auf längere Zeit weit über die Baustelle an sich hinaus dehnen wird.

Bürger und Händler erbost

Aufgebracht zeigen sich jetzt schon Bürger und auch Händler in Bambergs Mitte. “Frechheit, so kurzfristig. So viel Platz braucht eine Baustelle auch nicht immer. Sollen sie halt bis 9 Uhr anliefern”, meint einer von ihnen verärgert. Ein Händler mit Stand am Grünen Markt beschreibt die Situation wie folgt: “Die Innenstadt als Standort für Unternehmen wird durch solche unausgegorenen Maßnahmen sowie den zukünftigen mindestens 10 Jahre andauernden Bahnausbau wirtschaftlich immer mehr unkalkulierbar und damit uninteressant. Wenn die Bamberger Innenstadt in Zukunft keinen Wochenmarkt durch ihre Verschönerungsmaßnahmen mehr hat, können sich die Einzelhandelsgeschäfte über öde Innenstadtwege vom Grünen Markt bis zum Maxplatz freuen.” Dem pflichtet auch Citymanager Klaus Stieringer bei, der erst kürzlich gegenüber Radio Bamberg sagte: “Eine einjährige Vollsperrung der Kettenbrückenstraße muss unbedingt verhindert werden. Nach der Corona-Krise, dem dramatischen Anstieg der Energiekosten und der bevorstehenden Bahnbaustelle, muss die Erreichbarkeit der Innenstadt oberste Priorität haben.”

Ein Dringlichkeitsantrag gegen das Innenstadtsterben

Hoffnung gibt da ein Dringlichkeitsantrag von fünf Stadträt*innen, der am Dienstagmorgen dem Oberbürgermeister überreicht wurde. Die Stadträte Claudia John (FW), Daniela Reinfelder (BUB), Karin Einwag, Martin Pöhner (FDP) und Klaus Stieringer fordern darin die Verwaltung auf, die Vollsperrung der Kettenbrücke mit sofortiger Wirkung wieder aufzuheben. „Wenn wir unsere Innenstadt erhalten wollen, müssen wir auch die Erreichbarkeit mit dem Auto dauerhaft sicherstellen“, so Claudia John (FW). Die fünf Stadträte befürchten einen weiteren Frequenzverlust für die Innenstadt, wenn die Zufahrt über die Kettenbrücke über fast ein ganzes Jahr hinweg gesperrt bleibt. Daniela Reinfelder ergänzt: “Um den Wirtschaftsraum Innenstadt zu schützen, darf die Kettenbrücke höchstens einspurig gesperrt werden. Wir sehen keinen Grund, die Brücke für den Kraftfahrzeugverkehr vollständig zu sperren und fordern die Öffnung der Straße, um stadteinwärts die Karstadt- Tiefgarage anfahren zu können.“ Man ist sich einig. Die Sperrung der Kettenbrücke sei nicht nur ein Schlag ins Gesicht der innerstädtischen Wirtschaft, sondern werde auch die Nutzung von Rettungswegen zusätzlich belasten, weil eine Durchquerung der Königstraße für Fahrzeuge mit Sondersignalen zunehmend erschwert werde.

Dann doch lieber nach Hallstadt fahren?

Hoffen wir, dass der Bamberger Bambergs Innenstadt innig liebt. Nicht, dass er am Ende der Bauzeit den Hallstadter Laubanger doch noch interessanter findet. Immerhin entsteht hier zur gleichen Zeit das große Einkaufszentrum LEZ mit zahlreichen Geschäften, Raum für mehr Fahrradstellplätze und vor allem einem – Parkplätzen. Die werden sogar begrünt.

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