Ein Hotspot im Radwegenetz des Bamberger Landes

Schmucke Stahl-Fachwerk-Brücke über die Rauhe Ebrach für den Verkehr freigegeben

12.05.2023
Im Tandem über die neue Ebrachbrücke: Pettstadts Bürgermeister Jochen Hack mit Landrat Johann Kalb als Sozius bei der Verkehrsfreigabe.
Foto: Werner Baier
von Werner Baier

Pettstadt. Was haben eine Autobahnbrücke  bei Leipzig und die neue Fuß- und Radwegebrücke über die Rauhe Ebrach bei Pettstadt gemein? Eine indirekte LED-Beleuchtung im Handlauf. Die verhindert nachts eine Blendwirkung auf die Verkehrsteilnehmer und schadet den Tieren nicht, die in freier Natur sonst im Übermaß vom Licht angezogen werden. Ausgedacht hat sich das der Brückenbauingenieur Martin Schneider aus Burgkunstadt, dem bei der Verkehrsfreigabe des Steges ein kräftiger Applaus der Festgäste gewidmet war: nicht wegen der indirekten Beleuchtung, sondern weil das nach seinen Plänen in Stahlfachwerk-Bauweise erstellte Brücklein als wahres Schmuckstück empfunden wird. “Wir haben dafür schon viel Lob bekommen,” berichtete Bürgermeister Jochen Hack.

Brückenbauingenieur Martin Schneider (r.) hat sich mit seinem Konstrukt viele Freunde unter den Radlern und Wanderern gemacht. Bürgermeister Hack würdigte seine Leistung als Planer.

Landkreis verbesserte die Verkehrssicherheit

Die Stahl-Fachwerk-Konstruktion ersetzt die baufällig gewordene Brücke aus dem Jahr 1921 und ist ein wichtiger Bestandteil – laut Bürgermeister Jochen Hack ein “Hotspot” – des Radwegenetzes im südlichen Landkreis Bamberg. Der Kreis selbst ließ sich daher auch nicht lange bitten und baute eine Querungshilfe in die Mitte der Kreisstraße BA 21 und die anschließenden Äste des Rad- und Fußweges aus. Freitagmittag waren die Absperrbaken abgeräumt, die seit dem Herbst 2022 die Kreisstraße zwischen Frensdorf und der B 505 blockierten. Die Kreuzung ist wieder in alle Richtungen frei befahrbar und so wird auch der Bamberger Stadtbus bald die gewohnte Runde durch Pettstadt Ortsmitte drehen.

75 Prozent vom Staat

Die der alten Eisenbahnbrücke über die Regnitz nachempfundene Rad- und Gehwegbrücke verteuerte sich wegen der allgemeinen Preisentwicklung und der heftigen Preissprünge für Stahl und Eisen auf über 700000 Euro. Dafür reichte die von Pettstadt angesammelte Rücklage bei weitem nicht. Leisten konnte sich die Gemeinde das Bauwerk nur dank einer 75-prozentigen Förderung der beihilfefähigen Kosten aus der Staatskasse. So muss Pettstadt selbst etwa 310000 Euro  beisteuern, laut Hack dennoch eine Herausforderung für die gleichzeitig durch Schulsanierung und Kindergartenneubau angestrengte 2000-Einwohner-Gemeinde. Aber bei der derzeit hohen staatlichen Bezuschussung von Brückensanierungen sowie Rad- und Gehwegen konnte der Gemeinderat nicht “nein” sagen. Inzwischen weiß man: Auch die Kosten von Betonbauwerken sind binnen Jahresfrist erheblich gestiegen.

Für den Blick nach unten, auf die Stromschnellen der Rauhen Ebrach lohnt sich das Absteigen und kurze Verweilen.

Noch eine Lücke vorhanden

Bambergs Landrat Johann Kalb legte auf der Fahrt zu einer Sitzung der Metropolregion Nürnberg in Pettstadt eine Zwischenstation ein, um gemeinsam mit Bürgermeister Hack symbolisch die Verkehrsfreigabe zu erteilen. Dazu bestiegen die beiden ein vom Zweiten Bürgermeister Michael Reichert zur Verfügung gestelltes Tandem und radelten – kräfteschonend bergab – von Nord nach Süd. Kalb nutzte die Gelegenheit, unter den anwesenden Pettstadter Gemeinderäten für ihre Zustimmung zur Fortsetzung des Radweges zwischen dem Eichenhof und Reundorf, parallel zur Kreisstraße, zu werben. Hier klafft eine Lücke im Radwegenetz. Die Pettstadter sehen das anders: Sie haben durch den Ort und entlang der Bahnlinie durchs “Schwarze Tännla” einen beschaulichen und gut befahrbaren Umweg zu bieten, nachdem vormalige Planungen für einen Direktweg an der Weigerung von Grundbesitzern gescheitert waren. Ob in Zeiten hoher Förderung ein Umdenken erreichbar ist, soll sich zeigen. Der Landkreis würde das Projekt jedenfalls gerne unterstützen und auch von Frensdorfer Seite besteht großes Interesse am Lückenschluss des Radweges, wie Bürgermeister Jakobus Kötzner versicherte.

Landrat Kalb und Bürgermeister Hack wünschten allen Benutzern der Ebrach-Brücke Freude und Sicherheit auf ihren Wegen. Gleichzeitig dankten sie für die gute Zusammenarbeit und die Ausführung durch die beteiligten Firmen.

Hirschkäfer am Pettstadter Keller.

Hirschkäfer lauert auf Weibchen

Und dann gab es da noch eine kleine Überraschung nach dem Weißwurstfrühstück im angrenzenden Schrauder-Keller: Der morsche Baumstumpf vor der Schänke ist ein Habitat des streng geschützten Hirschkäfers. Kellerwirt Sven Cegla beobachtet seit Tagen kapitale Männchen, die auf fortpflanzungsfähige Weibchen warten. Die Hoch-Zeit des Hirschkäfers dauert nur etwa 14 Tage, dann verschwinden diese Tierchen wieder aus dem Blickfeld. Aber das ist eine andere Geschichte. Gut für die Pettstadter zu wissen, dass in ihrem Umfeld noch viel Natur übrig ist.

Die erste Radwanderung über die neue Ebrachbrücke führte zum Schrauder-Keller: In den Gesichtern frohe Erwartung eines zünftigen Weißwurstfrühstücks.
Abonniere die BAZ per Mail

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch