Ein Lied für Toleranz und Verständnis

Andrei Kovacs: Die Macht der Musik und Bildung zur Förderung der Toleranz

16.05.2023
Andrei Kovacs, Vorstandsvorsitzender des Vereins ‘Zukunft braucht Erinnerung’, setzt sich für Toleranz und Verständnis ein.
Foto: Arno Schimmelpfennig
von Arno S. Schimmelpfennig

Bamberg. In einer Welt, die zunehmend von Diversität und kultureller Vermischung geprägt ist, ist das Verständnis und die Akzeptanz von Unterschieden von entscheidender Bedeutung. Andrei Kovacs, der Vorstandsvorsitzende des Vereins “Zukunft braucht Erinnerung” und leitender Geschäftsführer des Vereins “1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.” spricht im Interview mit der BAZ über die Bedeutung von Bildung und Musik zur Förderung von Toleranz und Verständnis, insbesondere im Kontext der jüdischen Geschichte und Kultur. Das Gespräch fand im Rahmen des Schulprojekts “Alef-Bet” an der Mittelschule Scheßlitz statt, das dort vom Projekt “Projekt 2025 – Arche Musica” initiiert wurde.

Andrei Kovacs, der Leitender Geschäftsführer des Vereins “1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.”, unterstrich in einem kürzlichen Interview mit der BAZ die Notwendigkeit, Toleranz und Verständnis in der Gesellschaft zu fördern. Kovacs, der selbst in Rumänien geboren und in Deutschland aufgewachsen ist, betonte die Bedeutung einer inklusiven Gesellschaft, in der alle Menschen unabhängig von ihrer Religion oder Herkunft als gleichwertig anerkannt und respektiert werden.
“Wenn wir eine inklusive Gesellschaft anstreben, ist es wichtig, dass wir die Unterschiede zwischen uns respektieren und feiern”, sagte Kovacs. “Jeder Mensch ist einzigartig und das ist das Schöne daran. Verschiedenheit ist kein Grund zur Sorge, sondern etwas, das wir annehmen und wertschätzen sollten.”
Er sprach auch über die Bedeutung der Anerkennung und des Verständnisses der Geschichte, insbesondere in Bezug auf die Verbrechen des Holocausts. Wörtlich sagte er: “Seid neugierig, geht auf die Leute zu, weil nur so können wir es schaffen, dass das, was ihr vor vielen Jahren passiert ist, hier in Deutschland, was wirklich furchtbar war, dass so etwas nie wieder passiert.”
Kovacs betonte, wie wichtig es ist, dass alle Menschen sich in Deutschland zu Hause fühlen, unabhängig von ihrer Religion oder Herkunft. “Der Nachbar ist eben jüdisch, er feiert Chanukka und so what? Ja, oder Muslim oder sonst irgendetwas – kommt aus irgendeinem Land. Ist ja eigentlich egal, weil am Ende sind wir alle hier zu Hause.”
Er betonte zudem die Wichtigkeit der Bildung im Kampf gegen Vorurteile und Hass. “Bildung ist ein mächtiges Werkzeug, um Vorurteile und Hass zu bekämpfen. Durch Bildung können wir Wissen und Verständnis fördern und damit eine Kultur der Akzeptanz und des Respekts schaffen,” sagte Kovacs.

Die Verantwortung der Schule in der Heranbildung einer europäisch denkenden und respektvollen Jugend

Schulen spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Gesellschaft von morgen. Sie sind Orte, an denen junge Menschen nicht nur akademisches Wissen erwerben, sondern auch lernen, wie sie in einer vielfältigen Welt interagieren und respektvoll mit Menschen verschiedener Kulturen, Religionen und Hintergründe umgehen können. In diesem Kontext betonte Andrei Kovacs die Rolle der Schulen bei der Erziehung einer Generation, die europäisch denkt und die Vielfalt als eine Stärke betrachtet. “Seid neugierig, geht auf die Leute zu,” sagte er, eine direkte Aufforderung an die Jugend, ein tieferes Verständnis für die Menschen um sie herum zu entwickeln und Toleranz und Empathie in ihrem täglichen Leben zu praktizieren.

Das Alef-Bet-Projekt im Kontext von Kovacs’ Vision

Im Kontext der Vision von Kovacs steht das Alef-Bet-Projekt, eine Initiative, die darauf abzielt, jüdische Kultur und Geschichte durch Musik und Lieder zugänglicher zu machen. Im Zentrum des Projekts steht ein Liederbuch, das eine Sammlung von Liedern aus verschiedenen Epochen und Regionen enthält, die einen Einblick in die reiche und vielfältige jüdische Kultur bieten. Kovacs betonte, dass Projekte wie Alef-Bet eine Schlüsselrolle bei der Förderung von Verständnis und Toleranz spielen können. “Aber tragt das mit nach Hause, inspiriert andere und macht weiter,” sagte Kovacs, eine klare Anerkennung der Bedeutung solcher Initiativen bei der Gestaltung einer inklusiven und respektvollen Gesellschaft. Durch die Vermittlung von Wissen und Verständnis trägt das Alef-Bet-Projekt zur Förderung der jüdischen Kultur und Geschichte bei und unterstützt damit Kovacs’ Vision einer Gesellschaft, in der Vielfalt und Unterschiedlichkeit nicht nur toleriert, sondern auch gefeiert werden.
Zum Abschluss seines Gesprächs mit uns betonte Kovacs, dass jeder Einzelne eine Rolle in diesem Prozess spielt. Er ermutigte die Menschen dazu, das Gelernte mit nach Hause zu nehmen, andere zu inspirieren und fortzufahren. “Einen Kölner Akzent sagt man mir zumindest immer nach. Tatsächlich ich bin aber Jude. Ihr würdet mich nicht erkennen auf der Straße, wenn ich es euch nicht erzählen würde, nehme ich mal an, und deswegen ist es ganz wichtig, dass ihr interessiert seid und weitermacht; am Projekt ansetzt. Das, was ihr heute in der Schule gemacht habt, ist wichtig. Tragt das mit nach Hause, inspiriert andere und macht weiter.”
Mit diesen Worten endete das Gespräch, doch die Botschaft von Andrei Kovacs hallt nach. Es ist eine Botschaft der Hoffnung, des Fortschritts und der gemeinsamen Verantwortung für die Schaffung einer inklusiveren und respektvolleren Gesellschaft. Sein Engagement und seine Vision sind ein starkes Beispiel für die Führung und den Mut, die nötig sind, um diese Veränderungen voranzutreiben.
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