Kommentar

Eine Nachlese zur Feiertagslektüre in unserer Heimat

Zeitenwende in der Kirche / Eine Wende der Zeitung?

27.12.2022
Mit einer Weihnachtsgeschichte der besonderen Art überraschte die Bamberger Ausgabe des Fränkischen Tags ihre Leser. Der “Bamberger Zwiebeltreter” kommt auch nicht hinten dran vorbei, ein paar Fragen aufzuwerfen.
Foto: Werner Baier
von Werner Baier

Bamberg. Ach ja, die von Kanzler Scholz ausgerufene Zeitenwende. Viel strapaziertes “Wort des Jahres 2022”. Es wurde auch in der Christmette am Heiligen Abend im Dom zu Bamberg aufgegriffen. Prälat Georg Kestel bezog die “Zeitenwende” auf  die Geburt Jesu, die Erscheinung des Messias. In Betlehem sei der Frieden auf Erden als Verheißung und Hoffnung proklamiert worden, die in Jerusalem mit dem Tod Jesu am Kreuz und der Auferstehung vollendet worden sei. Die Verkündigung durch die Jünger habe eine Zeitenwende in Gang gesetzt, die bis heute weltweit anhalte, “bei allen Schwächen und Fehlern der nachfolgenden Christengenerationen”, so der Ständige Vertreter des Diözesanadministrators.

Welche Religion ist da gemeint?

Und soweit alles klar. Doch dann soll Domkapitular Kestel laut der Pressemitteilung des Erzbischöflichen Ordinariats gesagt haben: “Mit der Geburt Jesu und seinem späteren Handeln sei die Zeit vorbei, in der Religion auf Macht, Gewalt und Einschüchterung gesetzt habe.” Siehe„Friede kommt nicht allein durch das Schweigen der Waffen“ (erzbistum-bamberg.de)

Entschuldigung, Herr Domkapitular: Von welcher Religion redeten Sie da? Jesus war zweifellos bis zu einem gewissen Grad ein Reformator des Glaubens seiner Mutter, demzufolge er als Jude geboren wurde. Zumindest hat er versucht, die Augen der Synagoge zu öffnen für das Wesen eines neuen Gottglaubens. Beispiel: Nicht, wenn man nach strenger jüdischer Sicht am Sabbat den Esel aus der Grube rettet, ist man des Teufels; verflucht ist man, wenn man einem Kind ein Ärgernis gibt. So was zum Beispiel hat Jesus seinen Aposteln und Jüngern eingeschärft. Nicht alle haben’s kapiert und manch einer wird sich vermutlich noch wundern.

Gerade deshalb aber, sehr verehrter Herr Domkapitular, noch mal gefragt: Was hat die katholische Kirche aus Jesu Lehre gemacht? Wirklich eine Religion ohne Macht, Gewalt und Einschüchterung wie Sie behaupten? Wo hat sich die denn versteckt? Ihre Antwort würde hier postwendend veröffentlicht werden, nur Mut! Und: Bitte dem “Bamberger Zwiebeltreter” antworten; in der hiesigen Tageszeitung wurde besagte Passage nicht erwähnt. Sie fiel da möglicherweise der Weichzeichnung  (einer wohlmeinenden Hofberichterstatterin?) zum Opfer.

Ochsinger haut Laschmann um

Wer über die Feiertage Zeit und Muße hatte, sich durch die vielen Aufmacher der Bamberger Heimatzeitung zu lesen, bekam unter anderem die fragwürdige Story “Weihnachtsampelmännchenbier” aufgetischt. Aufmacher auf der Titelseite und dann noch die Seite 16 lang darf da ein Helmut Vorndran (war er das  wirklich selbst?)  ein Hirngespinst zum Besten geben: Von unglaublichen Zeitbrüchen zerstückelt, wird eine Bluttat geschildert, die ein “Chef des Stadtmarketings, Klaus Ochsinger”, an “Bürgermeister Andreas Laschmann” verübt. Blutrot tropft es über die Szene und am Schluss wird der Scheintote zwischen den chinesischen “Scheißerla” am Schönleinsplatz von zwei Kirchgängerinnen wieder zum Leben erweckt. Woraufhin der gelobt, den Strafbefehl zu akzeptieren, den Retterinnen rotverschmierte 500-Euro-Scheine in die Hände drückt und sich “unsicheren Schrittes” weiterer Nachfrage entzieht.

Und die Moral von der Geschicht?

Zum Beispiel: Und die Moral von der Geschicht? Eine Mordsstory als Weihnachtslektüre ist da schwarz auf weiß erschienen, die Fragen offenlässt. Zum Beispiel: War das der ernsthafte Versuch, unter den Weihnachtsignoranten des Bamberger Landes neue Leser zu generieren? War es der (vermutlich nur vorläufige) Höhepunkt der wochenlangen Beweihräucherung des Bockbiergenusses in der Region? Oder gar eine Art von Nach- und Nebenwirkung der Bockbierorgien? Wollte man damit die Grundlage für eine prallvolle Leserbriefseite zwischen den Jahren schaffen? Sollte Helmut Vorndran den Job machen, den die Redaktion mit all ihren Hiobsbotschaften zu zwei Rathausaffären nicht hinbekommen hat?

Auf “OB Laschmann” reimt sich “O wie schwach, Mann”. Wie armselig ist eine Zeitungs-Wende, nach der zum Fest des Friedens die Steigerung “Feind, Todfeind, Parteifreund” als Wirtshausgaudi bzw. -tragödie inszeniert wird. Es bedarf dazu eines besonderen Humors. Ich habe ihn nicht. Ich bin da wirklich gerne  außen vor und hintendran.

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Eine Antwort

  1. Vielen Dank, Herr Baier! Was ist nur aus unserem FT geworden? Weihnachtsfrieden? Nö, auch am 24.12. wird nochmal auf Stieringer geschossen – wie erbärmlich. Schade, dass sich Helmut Vorndran dafür hat missbrauchen lassen.

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