Bamberg. Der BUND Naturschutz in Bayern verzeichnet einen neuen Mitgliederhöchststand. In Oberfranken bleibt der Flächenfraß durch den Straßenbau ein Dauerthema. Beeindruckend war im zurückliegenden Jahr das große Engagement der Ehren- und Hauptamtlichen in den Kreis- und Ortsgruppen. Dank dieses Einsatzes konnten wieder viele großartige Projekte umgesetzt werden, teilte der BN-Nordbayern mit.
Die Mitgliederzahlen des Bund Naturschutz in Bayern sind wieder gestiegen. Mit einem Zuwachs von 2.500 Personen im Jahr 2022 hat der BN nun 266.000 Mitglieder und Förderer. In Oberfranken sind die Mitgliedszahlen stabil bei rund 19.000 geblieben.
Im Fokus der Verbandsarbeit steht, in Anbetracht der aktuellen Energiekrise, vor allem die Energiewende. Oberfranken hat beim Ausbau der Windkraft im bayernweiten Vergleich einen gewissen Vorsprung, den sich zum Teil der BN zugute hält. Das erste Bürgerwindrad in Bayern wurde im Jahr 1996 von der Hofer Kreisgruppe in Sellanger errichtet. Es liefere auch heute noch zuverlässig Strom. Um von fossilen Energieträgern unabhängig zu werden und um dem Wind-an-Land-Gesetz gerecht zu werden, müssten allerdings auch in Oberfranken die Erneuerbaren Energien weiterhin ausgebaut werden. „Die Aufweichung der 10H-Regelung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung und auch ein Verdienst unserer hartnäckigen Forderungen. Bayern kann und muss aber noch mehr tun. Wir fordern von der Staatsregierung u.a. ein massives Energiesparprogramm“, erklärt der BN Vorsitzende Richard Mergner.
Der Streckbetrieb der verbliebenen drei noch laufenden deutschen Atomkraftwerke bis Mitte April 2023 wird als “herber Schlag” empfunden. „Wir werden keine Ruhe geben, bis nicht auch das letzte Atomkraftwerk für immer abgeschaltet ist“, so Mergner weiter. Er ruft zu einer Großdemonstration am 15. April in München auf.
Das oberfränkische Dauerthema war im vergangenen Jahr wieder vielerorts der “Flächenfraß durch den Straßenbau”. „Die Verkehrswende werden wir auf diese Weise nicht schaffen, denn neue Straßen lösen keine Verkehrsprobleme“, so Mergner. Im Landkreis Kulmbach zeigt es sich, wohin dieser massive Straßenbau führt. Neu gebaute Umgehungsstraßen wie in Melkendorf für 15,6 Mio. €, Untersteinach für 76,8 Mio. € und Stadtsteinach für 22 Mio. € hätten nicht nur viel Geld gekostet, sondern auch viel Fläche versiegelt. Zusätzlich sei bald mit dem Baubeginn des Kauerndorfer Tunnels für die B289 zu rechnen. „Die veranschlagten Kosten haben bei keinem Projekt am Ende gereicht. Für den Kauerndorfer Tunnel sind über 90 Mio. € vorgesehen, die Kalkulation stammt allerdings aus der Zeit vor dem Ukraine-Krieg und werde wohl nicht zu halten sein, erwarten die Naturschützer.
„Kulmbach ist leider ein Beispiel für die politischen Versäumnisse in der Verkehrswende der letzten Jahre, die durch die aktuellen Planungen des Bundesverkehrsministeriums sogar noch weiter zementiert werden. Wir brauchen eine klare Priorisierung auf den Erhalt der bestehenden Infrastruktur und den Ausbau klimafreundlicher und naturverträglicher Alternativen. Das sichert Mobilität“, kommentiert Jonas Kaufmann, der neue BN-Regionalreferent für Oberfranken die Situation.
Tatsächlich werden in Oberfranken nach Angaben des Landesamtes für Statistik täglich 8.000 Quadratmeter Fläche verbraucht. Einen elementaren Anteil daran hat der Straßenbau. Hinzukommen hohe CO2-Emissionen beim Bau der Straßen durch die notwendigen Materialien wie Asphalt oder Beton. Wesentlich nachhaltiger wäre die Elektrifizierung von Bahnstrecken, wie etwa der Franken-Sachsen-Magistrale und der Oberfranken-Achse. Damit würde man nicht nur einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz und zur Verkehrswende leisten, sondern auch Fläche sparen.
Was beschäftigt den Bund Naturschutz besonders? Hier ein thematischer Rück- und Ausblick:
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