Flächenfraß durch den Straßenbau bleibt das Dauerthema des BN in Oberfranken

Naturschutz-Verband fordert vom Staat ein Energiesparprogramm

10.02.2023
Eine vom Bund Naturschutz organisierte Anti-Atomkraft-Kundgebung bei Kloster Banz: Protest im Schneegestöber.
Foto: BN und Greenpeace
von Red, /PrBN

Bamberg. Der BUND Naturschutz in Bayern verzeichnet einen neuen Mitgliederhöchststand. In Oberfranken bleibt der Flächenfraß durch den Straßenbau ein Dauerthema. Beeindruckend war im zurückliegenden Jahr das große Engagement der Ehren- und Hauptamtlichen in den Kreis- und Ortsgruppen. Dank dieses Einsatzes konnten wieder viele großartige Projekte umgesetzt werden, teilte der BN-Nordbayern mit.

Die Mitgliederzahlen des Bund Naturschutz in Bayern sind wieder gestiegen. Mit einem Zuwachs von 2.500 Personen im Jahr 2022 hat der BN nun 266.000 Mitglieder und Förderer. In Oberfranken sind die Mitgliedszahlen stabil bei rund 19.000 geblieben.

Regenerative Energien stärken

Im Fokus der Verbandsarbeit steht, in Anbetracht der aktuellen Energiekrise, vor allem die Energiewende. Oberfranken hat beim Ausbau der Windkraft im bayernweiten Vergleich einen gewissen Vorsprung, den sich zum Teil der BN zugute hält. Das erste Bürgerwindrad in Bayern wurde im Jahr 1996 von der Hofer Kreisgruppe in Sellanger errichtet. Es liefere auch heute noch zuverlässig Strom. Um von fossilen Energieträgern unabhängig zu werden und um dem Wind-an-Land-Gesetz gerecht zu werden, müssten allerdings auch in Oberfranken die Erneuerbaren Energien weiterhin ausgebaut werden. „Die Aufweichung der 10H-Regelung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung und auch ein Verdienst unserer hartnäckigen Forderungen. Bayern kann und muss aber noch mehr tun. Wir fordern von der Staatsregierung u.a. ein massives Energiesparprogramm“, erklärt der BN Vorsitzende Richard Mergner.

Der Streckbetrieb der verbliebenen drei noch laufenden deutschen Atomkraftwerke bis Mitte April 2023 wird als “herber Schlag” empfunden. „Wir werden keine Ruhe geben, bis nicht auch das letzte Atomkraftwerk für immer abgeschaltet ist“, so Mergner weiter. Er ruft  zu einer Großdemonstration am 15. April in München auf.

Statt Straßen- Schienenausbau

Das oberfränkische Dauerthema war im vergangenen Jahr wieder vielerorts der “Flächenfraß durch den Straßenbau”. „Die Verkehrswende werden wir auf diese Weise nicht schaffen, denn neue Straßen lösen keine Verkehrsprobleme“, so Mergner. Im Landkreis Kulmbach zeigt es sich, wohin dieser massive Straßenbau führt. Neu gebaute Umgehungsstraßen wie in Melkendorf für 15,6 Mio. €, Untersteinach für 76,8 Mio. € und Stadtsteinach für 22 Mio. € hätten nicht nur viel Geld gekostet, sondern auch viel Fläche versiegelt. Zusätzlich sei bald mit dem Baubeginn des Kauerndorfer Tunnels für die B289 zu rechnen. „Die veranschlagten Kosten haben bei keinem Projekt am Ende gereicht. Für den Kauerndorfer Tunnel sind über 90 Mio. € vorgesehen, die Kalkulation stammt allerdings aus der Zeit vor dem Ukraine-Krieg und werde wohl nicht zu halten sein, erwarten die Naturschützer.

„Kulmbach ist leider ein Beispiel für die politischen Versäumnisse in der Verkehrswende der letzten Jahre, die durch die aktuellen Planungen des Bundesverkehrsministeriums sogar noch weiter zementiert werden. Wir brauchen eine klare Priorisierung auf den Erhalt der bestehenden Infrastruktur und den Ausbau klimafreundlicher und naturverträglicher Alternativen. Das sichert Mobilität“, kommentiert Jonas Kaufmann, der neue BN-Regionalreferent für Oberfranken die Situation.

Tatsächlich werden in Oberfranken nach Angaben des Landesamtes für Statistik täglich 8.000 Quadratmeter Fläche verbraucht. Einen elementaren Anteil daran hat der Straßenbau. Hinzukommen hohe CO2-Emissionen beim Bau der Straßen durch die notwendigen Materialien wie Asphalt oder Beton. Wesentlich nachhaltiger wäre die Elektrifizierung von Bahnstrecken, wie etwa der Franken-Sachsen-Magistrale und der Oberfranken-Achse. Damit würde man nicht nur einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz und zur Verkehrswende leisten, sondern auch Fläche sparen.

Bilanz und Ausblick

Was beschäftigt den Bund Naturschutz besonders? Hier ein thematischer Rück- und Ausblick:

  • Im Landkreis Wunsiedel entstand im Jahr 2022 ein neues Highlight: Aus dränierten Wiesen ist auf 2,7 ha ein abwechslungsreiches Teichbiotop entstanden.
  • Der Eggerbach im Landkreis Forchheim wurde im Herbst 2022 massiv beschädigt, dank der BN-Ortsgruppe wurde der Vorgang aufgedeckt. Die Staatsanwaltschaft Bamberg ermittelt, aktuell stehen Zeugenvernehmungen an.
  • Der Klimawandel hat im vergangenen Sommer im Frankenwald gezeigt, wie er unsere Landschaft verändern wird. Der BN hat von der Staatsregierung ein „Aktionsprogramm Frankenwald“ gefordert, um speziell die Situation in Privatwäldern zu verbessern.
  • Eine Niederlage musste der BN vor dem VGH in München hinnehmen, bei der sogenannten Lerchenhoftrasse bei Küps im Landkreis Kronach sind dem Verband die Hände gebunden. Das Gericht hat die Revision zurückgewiesen.
  • Abgewiesen wurde im letzten Jahr auch die Klage gegen die Schifffahrtsgenehmigung auf der Wiesent, durch den Einsatz des BN konnte allerdings eine Reduktion des Verleihkontingents erreicht werden.
  • Aufrechterhalten wird die Forderung nach einem dritten Nationalpark in Bayern im Steigerwald; Interessierte und Unterstützer können sich gerne an den Freundeskreis Nationalpark Steigerwald wenden.
  • Der Radentscheid Bayern wurde auch mit Hilfe vieler Menschen aus Oberfranken erfolgreich auf den Weg gebracht.
  • Ein breites Bündnis, u.a. aus BN und BI, stellt sich im Landkreis Hof gegen die Planungen zum Bau der Höllentalbrücke. Allein die geschätzten Kosten haben sich in den letzten Jahren auf über 40 Millionen Euro verdoppelt. Um den Bau der Brücke zu verhindern, wird auch eine Klage in Betracht gezogen.
  • Die Stadtoase Kronach hat im vergangenen Jahr 110 Projekttage mit über 2.000 Schüler*innen und Jugendlichen veranstaltet. Am 21. Juni 2023 feiert die Umweltbildungseinrichtung ihr 20-jähriges Jubiläum.
  • In Bamberg ist das Projekt „Bamberg summt“ im ersten Jahr erfolgreich angelaufen. Baum-Pat*innen werden weiterhin gesucht; es stehen noch viele freie Baumscheiben im Stadtgebiet zur Bepflanzung und Pflege zur Verfügung.
  • Die Saatgutbibliothek in Forchheim ist ein großer Erfolg und wird im Jahr 2023 fortgeführt.
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