Hirschaid. Noch einmal hat der Marktgemeinderat an seinem Baulandmodell gefeilt und wieder hörten zahlreiche Hirschaider mit Interesse zu, als der Sprecher des Arbeitskreises Bauland/Liegenschaften, Dieter Wende, das Ergebnis der internen Vorberatung vorstellte. Prinzipiell geht es um die Schaffung von preisgedämpftem Bauland, günstigen Wohnraum und die Bereitstellung von Grundstücken für den sozialen Wohnungsbau. Mit der früheren Vorgehensweise waren diese Ziele nicht mehr zu erreichen. Insbesondere entstanden zu viele Baulücken im Innenbereich und eine Zersiedelung auf der grünen Wiese.
Nun wird nach der Ausweisung neuer Baugebiete für Flächen im Gemeindeeigentum ein Baugebot von maximal fünf Jahren definiert. Erwerber von Bauparzellen verpflichten sich, innerhalb dieses Zeitraums Wohnraum zu errichten. Für Flächen, die in Privathand verbleiben, wird eine Bauverpflichtung von höchstens sieben Jahren vereinbart (mit der Möglichkeit, in begründeten Fällen eine begrenzte Verlängerung für Wohnbebauung auszuhandeln). Widrigenfalls entsteht ein Ankaufsrecht der Marktgemeinde zu einem Preis, der vom Gutachterausschuss de Landratsamtes festgelegt wird.
Damit hat der Markt Hirschaid die Spekulation mit Baugrund deutlich eingeschränkt. Zudem werden nach dem neuen Baulandmodell energieeffiziente und ressourcenschonende Lösungen beim Bau gefordert und gefördert. Ebenso wichtig: Gemeindeeigentum wird großteils für ein Einheimischen-Modell und den preisgedämpften Wohnungsbau freigegeben. Das dient der Eigentumsbildung weiter Kreise der Bevölkerung sowie einer sozial gerechten und flächensparenden Bodennutzung. Alles Ziele, die der Arbeitskreis Bauland/Liegenschaften verfolgt hat.
Bauland wird in Hirschaid künftig überhaupt nur noch dann ausgewiesen und erschlossen, wenn die Gemeinde mindestens 60 Prozent der Fläche in ihrem Eigentum hat. Ziel ist sogar der Erwerb von 100 Prozent des künftigen Baugebietes. Basis des Kaufangebotes der Gemeinde ist der doppelte Bodenrichtwert des jeweiligen Bauerwartungslandes. Hier wird nun präzisiert, weil für die Marktgemeinde bei Grundstücksankäufen das Risiko besteht, dass eine spätere Bebauung unmöglich ist. Daher wurde beschlossen, dass der Grunderwerb künftig unter dem Vorbehalt getätigt wird, dass der Bebauungsplan rechtskräftig wird: Er kann auch nicht mehr im Rahmen einer Normenkontrollklage angegriffen werden. Geld fließt somit beim Kauf von Bauerwartungsland relativ spät, kaum noch sofort. Ein späterer Rücktritt vom Grundstücksverkauf wird übrigens auch dem ursprünglichen Grundbesitzer zugestanden.
Weiter hat sich der Marktgemeinderat festgelegt, Bauerwartungsland, das auf längere Zeit nicht zu Bauland entwickelt wird, möglichst zu 100 Prozent anzukaufen, allerdings nur zum jeweiligen Bodenrichtwert. Kauft die Gemeinde Flächen, die zunächst kein Bauerwartungsland sind, aber dann doch binnen zehn Jahren zu baureifem Bauland entwickelt werden, verpflichtet sich die Marktgemeinde die Differenz zum Bodenrichtwert Bauerwartungsland auszugleichen.
Nach dem einstimmig gefassten Beschluss des Marktgemeinderats kann in Hirschaid eine neue Ära der Siedlungstätigkeit beginnen. Die Nachfrage ist ungebrochen, auch wenn der Gemeinde in dem 2014 beschlossenen Stadtentwicklungskonzept allenfalls die Schließung von Baulücken (“Innenverdichtung”) empfohlen worden ist. Prognostiziert wurde damals nämlich eine sinkende Bevölkerungsentwicklung im ländlichen Raum Oberfrankens. Selten, dass noch mal jemand nach dem gegen Ende der Amtszeit des vormaligen Bürgermeisters Andreas Schlund durchgepaukten Entwicklungskonzept fragt.
Nach dem neuen Baulandumlagemodell werden nun Gespräche mit den Grundstückseigentümern im Gebiet “Breitwiesen II” geführt. Die Gemeinde wird dabei von Bürgermeister Homann, dem Bauamtsleiter Endres, dem Gemeinderat Dieter Wende und einem Vertreter des Antragstellers geführt.
Wie vom “Bamberger Zwiebeltreter” recherchiert, setzte Bürgermeister Klaus Homann den Tagesordnungspunkt “Errichtung einer Containeranlage im Gebiet Hohe Beete” ab, weil einer der beiden Grundbesitzer sein Verkaufsangebot zurückzog. Das Landratsamt untersuche allerdings, ob auf der verbleibenden Fläche auch ein Container-Dorf für Flüchtlinge entstehen kann, informierte Homann.
Im Vorfeld eines Bebauungsplanes für den neuen Kindergarten von Sassanfahrt musste die heikle Frage der Verkehrserschließung geklärt werden, weil der Zugangsbereich – und damit die Anfahrt der Eltern – mit der Schulbus-Wendeplatte kollidieren würde. Das Planungsbüro Sauer und Harrer hat dafür mehrere Varianten untersucht. Zum Zuge kommen soll die mit 650000 Euro kostengünstigste Variante. Sie sieht eine separate Parkplatzanlage mit einer Parallelstraße zur St.-Mauritius-Straße vor.
Schließlich wurde die Entgeltsatzung für die Benutzung des Schlosses Sassanfahrt angepasst. Heißt: Die Miete des Schlosses für private oder gewerbliche Zwecke wird um rund 20 Prozent teurer. Für eine Eheschließung steigt der Preis von 150 auf 180 Euro. Wird dazu ein Sektempfang gehalten, kostet die Miete statt 350 künftig 420 Euro. Bucht ein Veranstalter das Schloss samt Garten für einen ganzen Tag, steigt die Gebühr auf 3000 Euro. Bislang allerdings wollte noch niemand Schlossherr für einen ganzen Tag sein.
In der Fragestunde kam SPD-Rat Dr. Josef Haas auf die Prunksitzungen des Hirschaider Faschingsvereins zurück. Bezugnehmend auf den Bericht im “Bamberger Zwiebeltreter” brachte der Sozialdemokrat seine Scham über den “geistigen Abschaum” zum Ausdruck, der einigen Büttenrednern zum Thema “Seniorenheim mitten in Hirschaid” eingefallen war. Bürgermeister Homann, dem heuer einige Spitzen der Fosänochd durchaus unter die Haut gegangen sind, ließ sich zu keiner Retourkutsche hinreißen. Die Gemeindeverwaltung begleite hier nur die Verwirklichung eines Bebauungsplanes, tut also ihre Pflicht. Sigrid Oppelt (Freie Wähler) machte Haas darauf aufmerksam, dass halt einfach Fasching war und die Spitzfindigkeiten schon im Einklang mit einem Teil der Volksmeinung stünden. Von einem “geistigen Abschaum” sollte man da nicht reden, moderierte schließlich Kurt Barthelmes (WG Regnitzau). Kritisiert worden sei doch allenfalls der Standort, nicht die Notwendigkeit eines neuen Seniorenwohnheims. Ende: gut.
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