Gut, dass es McDonalds gibt – zum perfekten Glück fehlt noch die Pumptrack-Anlage

Hirschaids Jugend gibt dem Marktgemeinderat viele Rätsel auf

3.02.2023
Wenn ich König*in von Hirschaid wäre… Darüber durften sich junge Hirschaider Gedanken machen. Was dann zu Papier gebracht wurde, ist rätselhaft.
Foto: Repro Werner Baier
von Werner Baier

Hirschaid. Gemischte Gefühle hat der Bericht des Kreisjugendpflegers Oliver Schulz-Mayr über die schon fast ein halbes Jahr zurückliegende Jungbürgerversammlung im Marktgemeinderat ausgelöst. Udo Wüst, der sich beruflich ebenfalls mit Jugendfragen beschäftigt hat, fehlte in dem Bericht die Ableitung, er sei nicht belastbar. Repräsentativ für die Jugend von Hirschaid waren die Erkenntnisse wohl kaum, die da in spielerischer Weise mit den rund 80 Teilnehmern erarbeitet worden sind. Auf die Frage etwa, was “würdest du tun, wenn du König*in von Hirschaid wärst?”, gab es Antworten wie: “Keine Ukrainer”, “Auto fahren ab 12”, “kein Mathe mehr”, “Klasse nicht wiederholen”. Außer der Folgerung, dass man die Jugendlichen ernst nehmen müsse, wurde auch erst mal nichts festgezurrt. Eine Prioritätenliste für die Jugendpflege, nach der die Gemeinderätin Sigrid Oppolt (FW) fragte, gibt es nicht.

Informationslücken offenbart

Der Jugendbeauftragte des Gemeinderats, Martin Wünsche (FDP) empfahl, die ausländerfeindliche Parole im Auge zu behalten, weil sich daraus eine negative Entwicklung ergeben könnte. Angesichts der Informationslücken, die bei der Jungbürgerversammlung zutage traten, schlug Wünsche vor, die Kinder und Jugendlichen besser über kommunale Angelegenheiten zu unterrichten und sie in relevante Prozesse einzubeziehen. Bürgermeister Klaus Homann konnte immerhin davon berichten, dass er bei den Besuchen von Schulklassen auf Wissbegier der Kinder und Jugendlichen stoße.

Der Kreisjugendpfleger würdigte zwar die vielfältige und erfolgreiche Jugendarbeit, die von zahlreichen Vereinen in der Marktgemeinde geleistet wird, sah aber trotzdem Nachholbedarf in den Ortsteilen. Außerdem schlug Schulz-Mayr vor, den Standort des Jugendzentrums mittelfristig zu überdenken. So manches Problem lasse sich am besten an einem runden Tisch mit allen Beteiligten lösen, gab er zu bedenken.

Kritik an Wartelisten

Was denn für Heranwachsende aus sozial benachteiligten Familien geboten sei, wollte Dr. Josef Haas (SPD) wissen. Dazu verwies der Kreisjugendpfleger auf das allen kostenfrei offenstehende Jugendzentrum und die unentgeltlichen Mitgliedschaften in einigen Vereinen hin. Die andere Seite, auf die Kurt Barthelmes (WG Regnitzau) aufmerksam machte: Manche Vereine führen Wartelisten für aufnahmewillige Kinder und Jugendliche. Das müsse abgestellt werden, meinte Barthelmes und forderte, die personellen und räumlichen Voraussetzungen zu verbessern.

Was finden die Heranwachsenden in Hirschaid gut? Spitzenreiter unter den Antworten ist McDonalds, gefolgt von der Eisdiele, dem Jugendzentrum und dem Schwimmbad. Die respektable Skateranlage wurde – zur Verblüffung des Kreisjugendpflegers – nicht einmal erwähnt. Dafür wünscht sich knapp ein Drittel eine Pumptrack-Anlage. Auf der Wunschliste ferner ein Dorfladen in Röbersdorf, ein Jugendcafé, ein “Unverpacktladen”, die Renovierung von Toiletten sowie die Erneuerung des Jugendzentrums. Und tatsächlich: eine Skateranlage.

Was macht Hirschaid ohne Strom?

Die Sorge um die Jugend gehört seit zu den Hauptaufgaben eine Gemeinderats, eine andere ist aufgrund der Energiekrise im Gefolge des russischen Krieges gegen die Ukraine aktuell hinzugekommen: Wie kann sich eine Gemeinde auf einen längeren, totalen Stromausfall vorbereiten? Christian Büttel und Andreas Göller (beide CSU) hatten einen “Stresstest für die gemeindlichen Einrichtungen in Bezug auf einen längeren Stromausfall” beantragt. Geschäftsleiter Tobias Schmaus erstattete dem Marktgemeinderat einen ausführlichen Bericht über Maßnahmen und Planungen hinsichtlich eines Blackouts. Sollte er einmal eintreten, wird’s ungemütlich, so viel vorab. Immerhin: Es wird ein Notfallplan für die erforderlichen Maßnahmen entwickelt und die Bevölkerung wird darüber gelegentlich informiert.

Etliche Notstromaggregate nötig

Vorrangig wird im Bedarfsfall ein Krisenstab mit Bürgermeister, Feuerwehr und anderen relevanten Hilfsdiensten gebildet. Die Feuerwehrgerätehäuser, die auch als Anlauf- und Hilfsstellen dienen sollen, werden mit Notstromaggregaten ausgestattet. Der Bedarf an Notstromaggregaten (und Treibstoff) wird alsbald ermittelt und gedeckt. Solche Geräte werden auch für die Wasserver- und Abwasserentsorgung benötigt. Soweit ohne Stromzufuhr möglich, soll die medizinische Betreuung durch die örtlichen Ärzt*innen und Apotheken sowie durch den überörtlichen Rettungsdient gewährleistet werden.

Notquartier in der Regnitzarena

Die Regnitzarena würde als Notquartier für jene Bewohner herangezogen, die sich ohne Elektrizität zu Hause nicht aufhalten und versorgen könnten. Für Geschäfte und Unternehmen sowie für Alten- und Pflegeheime müssen separate Konzepte aufgestellt werden. Im Übrigen wird auf Selbst- und Nachbarschaftshilfe verwiesen: Notgedrungen wird man zusammenrücken müssen. Ein Bild von der Szenerie und den erforderlichen Maßnahmen sowie den Auswirkungen eines Stromausfalls kann man sich übrigens fast jeden Tag in den Nachrichtensendungen aus der Ukraine machen. Gott bewahre!

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