Bamberg. In einem feierlichen Pontifikalgottesdient im Hohen Dom nahm am dritten Adventssonntag das Erzbistum Bamberg Abschied von seinem Oberhirten: Erzbischof Dr. Ludwig Schick ist nach 20-jähriger Amtszeit am 1. November 2022 auf eigenen Wunsch und mit dem Segen von Papst Franziskus in den Ruhestand getreten. Über die Ernennung eines Nachfolgers wird noch einige Zeit vergehen.
Dem Ritus des Sonntags Gaudete entsprechend, lenkte der Zelebrant den Blick auf die Ankunft des Herrn, das bevorstehende Weihnachtsfest und die Nähe des Erlösers in der Eucharistiefeier. Dabei bekannte Erzbischof em. Schick die besondere Bedeutung, die Johannes der Täufer als Vorbote Jesu Christi auch für sein Leben und Wirken einnahm: „Er war mir ein Vorbild und Fürsprecher“, sagte der Prediger. Stets habe er sich bemüht, sich als Geschöpf Gottes zu sehen und entsprechend zu handeln, in Geduld und Demut die ihm gestellten Aufgaben zu erfüllen. Unter anderem nannte Schick die Konsolidierung der Finanzen des Erzbistums und den Erhalt der vielen kirchlichen Gebäude, in denen vielfältige Arbeit an Kindern und Senioren geleistet wird, in Schulen und Kindergärten.
Höhepunkte seiner Amtszeit waren die 1000-Jahr-Feiern des Bistums und der Kathedrale, erinnerte Ludwig Schick. Und dann stellte Erzbischof em. fest, dass die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle „zu einem gewissen Abschluss gekommen“ sei. Aber „ganz abgeschlossen ist in dieser Zeit nichts,“ fügte er hinzu. Auf seinen Nachfolger warteten noch viele Aufgaben.
Dankbar für vieles, was in seiner Amtszeit gelungen ist, bekannte Bischof em. Ludwig Schick vor der zu seinem Abschied im Dom versammelten Gemeinde, „Gutes unterlassen und Böses getan“ zu haben. Er wiederholte dieses am Beginn jedes Gottesdienstes in der katholischen Kirche stehende Bekenntnis ausdrücklich in seiner Predigt. Letztlich werde Gott richten. Dabei lebt Schick im Vertrauen darauf, das Gott Barmherzigkeit walten lassen werde. Der Erzbischof em. zum Schluss: „Ich scheide aus dem Dienst und stehe zu Diensten!“
In den Fürbitten bat die Gemeinde um ein Vergelt’s Gott für all die Mühen und Sorgen, die sich Ludwig Schick um den Aufbau des Reiches Gottes gemacht hat. Gebetet wurde auch für die Kranken, Mutlosen und Enttäuschten und für alle Menschen, die Krieg und Terror ausgesetzt sind.
Der Diözesanadministrator, Weihbischof Herwig Gössl, dankte Schick für 20 Jahre ruhelosen und aufopferungsvollen Dienst sowie den stets vertrauensvollen Umgangston. Das Hauptanliegen sei dem Erzbischof stets gewesen, die Frohe Botschaft von der Liebe Jesu Christi in das ganze Erzbistum zu tragen. Als einen „guten Hirten, der die Seinen kennt“, nannte denn auch der Apostolische Nuntius für Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, den scheidenden, 76. Bischof von Bamberg. Er rühmte Schicks Kenntnisse des Kirchenrechts bei den Sitzungen der Bischofskonferenz. Der Vorsitzende dieses Gremiums, Bischof Dr. Georg Bätzing, sah in Ludwig Schick „den Bamberger Reiter“, was dem Redner Beifall und Gelächter eintrug: 15 Jahre als Beauftragter der Bischofskonferenz unermüdlich in der Weltkirche unterwegs, um vor allem den Notleidenden „unsere Solidarität“ zu bringen. Bätzing hofft, dass Schick „noch lange außer Dienst und zu Diensten sein kann.”
Dankbarkeit für Schicks Mitarbeit in der Freisinger Bischofskonferenz und in der Leitung des Metropolitankapitels brachten der Münchner Kardinal Reinhard Marx sowie der Würzburger Bischof Franz Jung zum Ausdruck.
Die Bayreuther Regionalbischöfin der Evanglisch-Lutherischen Kirche, Dorothe Greiner, erinnerte besonders an den gemeinsamen Auftritt in der Coburger Moritzkirche anlässlich des Reformationsjubiläums vor fünf Jahren. Auch für das Zustandekommen der ökumenischen Altenexerzitien und das geistliche Miteinander dankte die Bischöfin ihrem Bamberger Duzfreund. Die Ökumene gehöre zum Kernprofil der beiden Kirchen.
Für den Diözesanrat würdigten Astrid Schubert und Dr. Günther Heß die zielgerichtete Entwicklung der Erzdiözese unter Schicks Leitung. Unter anderem wurde “die ruhige Hand” des Bischofs bei der Aufarbeitung des Kindesmissbrauchs durch Kleriker erwähnt. Mit gemischten Gefühlen sieht der Diözesanrat der Ernennung eines Nachfolgers entgegen. Man hoffe auf das Beste und bete dafür.
Zum “bedauerlichen Abschied” überbrachte Innenminister Joachim Herrmann die Grüße und den Dank der Staatsregierung. Schick habe das Erzbistum klug und souverän geführt. Aus Hessen kommend, in Franken gut integriert und als morgendlicher Jogger wie als Seelsorger Maßstäbe setzend, habe sich Erzbischof em. Schick verdient gemacht: Herrmann überreichte als Geschenk einen „starken bayerischen Löwen“.
Oberbürgermeister Andreas Starke wünschte dem Ruheständler, dass er nun Zeit finde für Aufgaben und Anliegen, die bisher zu kurz gekommen seien. Für die Stadt und den Landkreis würdigte Starke „eine erfolgreiche Ära“. Erzbischof Schick habe auch viel geleistet für den Zusammenhalt in der Stadt sowie für die kunsthistorische Aufbesserung des Weltkulturerbes. Für Engagement Schicks im Bündnis gegen den Rechtsradikalismus oder den Beistand der Bamberger Basketballer fand Stark lobende Worte. Zeichen des Dankes war eine Urkunde, die dem Erzbischof em. bis an sein Lebensende die Startberechtigung beim Weltkulturerbelauf sichert.
„Die Kirche soll den Menschen dienen, sonst dient sie zu nichts,“ fasste Ludwig Schick seine Maxime zusammen. In diesem Kontext dankte er allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kirche von Bamberg bis hin zu den beiden Nonnen, die seit 20 Jahren sein Heim “geistlich und gastlich” geführt haben. Auch die Frauenkommission mit ihren „vielen guten Anregungen“ vergaß er nicht zu würdigen. Nach dem Dank für die an der Feier mitwirkenden Domchöre und Bamberger Symphoniker und der Bitte um einen guten neuen Bischof zog die Festgesellschaft zur Aula der Universität. In der ehemaligen Dominikanerkirche konnten sich viele Gäste von Ludwig Schick persönlich verabschieden.
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