Ob beim Ausbau des Autobahnkreuzes Bamberg oder in der Baulandpolitik der Gemeinden:

Naturschützer wünschen: Flächenversiegelung stoppen!

20.12.2022
Die großzügige Bebauung in vielen Landkreis-Gemeinden (hier in Pettstadt) wird vom Bund Naturschutz kritisiert. Hier ein Blick auf mindestens acht Bauplätze, die seit fast 30 Jahren erschlossen sind. Gebaut wird dann doch, auf dem freien Feld, wie das Bild im folgenden Text zeigt.
Foto: Werner Baier
von Werner Baier

Bamberg. Offensichtlich hat die Natur zur Zeit Winterpause: Erholung nach einem wieder viel zu heißen Sommer. Regenfälle und in den letzten Tagen Frost und Schnee – das tut schon mal gut. Bedroht ist die Natur dennoch weiterhin, allein schon durch globale, schädliche Einflüsse. Und weil die Gefahren noch unterschätzt werden. Beim Bund Naturschutz geht hinter den Kulissen ohnehin die Arbeit weiter, die Sorge um die Zukunft unseres Lebensraumes treibt die Funktionäre um und an. Die BN-Kreisgruppe Bamberg ist mit ihren 3500 Mitgliedern eine der größten in de Region. Sie ist eine Untergliederung des Landesverbands des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Der “Bamberger Zwiebeltreter” fragte den Vorstand der Kreisgruppe, welche Entwicklungen in der Region er als besonders kritisch ansieht und welche Lösungsansätze der BN hat.

Flächenfraß nicht nur durch Parkplätze

Die Flächenversiegelung wurde vom Ersten Vorsitzenden der Kreisgruppe, Erich Spranger, an erster Stelle genannt: “Nach wie vor werden im Landkreis Wohngebiete mit einzeln stehenden Einfamilienhäusern mit großen Grundstücken ausgewiesen. Wir sehen diese Siedlungsform nicht als zukunftsweisend an. Wir müssen kompakter bauen, auch im Landkreis. Ebenfalls muss Gewerbe flächeneffizienter am besten durch Flächenrecycling gebaut werden. Man denke nur an den enormen Flächenfraß durch die vielen großflächigen Autoparkplätze.”

Auf der einen Seite gibt es in vielen Gemeinden große Baulücken, auf der anderen Seite wird tapfer auf der grünen Wiese in Richtung Wald gesiedelt. Ein Beispiel aus Pettstadt.

Naturverlust am Autobahnkreuz

Zum Verkehr sieht der BN “zwar gute Ansätze in Stadt und Landkreis, aber nach wie vor dominiert der Autoverkehr mit all den negativen Begleiterscheinungen.” Eine Änderung der Verkehrspolitik sei nötig. Als bedrohlich sieht die BN-Kreisgruppe den eventuellen Ausbau des Autobahnkreuzes Bamberg, der mit einem erheblichem Naturverlust verbunden wäre. In Bamberg müsse der Autoverkehr drastisch reduziert und der Schwerpunkt auf ÖPNV, Rad und Fuß gelegt werden. Hier gehe es leider politisch kaum voran, stellt Spranger fest.

Solarpflicht für Neubauten gefordert

Bei der Energiewende müsse der Raum Bamberg noch deutlich an Geschwindigkeit zulegen. Sämtliche Planungen müssten klimaneutral gedacht und gestaltet werden. Leider gibt es in Bamberg Stadt und Land noch keine Solarpflicht für Neubauten. “Hier hoffen wir auf ein Bundesgesetz,” erklärt der BN-Kreisvorsitzende.

Wunsch: mehr Bioanbaufläche

Neben der Flächenversiegelung spiele beim Artensterben eine zu intensiv betriebene Landwirtschaft die entscheidende Rolle. Der BN setzt sich daher für die Erweiterung der Bioanbaufläche ein. In Kantinen sollten möglichst Produkte aus regionalem Bioanbau verarbeitet werden. In diesem Zusammenhang wird begrüßt, dass der Landkreis eine  Ökomodellregion werden will.

Zuviel Rehe schaden dem Wald

Der BN hat beobachtet, dass es in den letzten Jahren  in der Region Bamberg durch den Klimawandel zu dramatischen Waldschäden gekommen ist. Dem müsse durch einen konsequenten Klimaschutz und durch die Reduzierung der Rehwildbestände begegnet werden, so dass auch ohne Zäunung wieder ein naturnaher, klimaresistenterer Wald aufwachsen könne, schlägt die Kreisgruppe vor.

Sinnvoll: Freiflächen-Photovoltaik

Gibt es auch Entwicklungen im Raum Bamberg, die von der BN-Kreisgruppe ausdrücklich begrüßt werden? Die Antwort fällt für so manchen gutmeinenden Kommunalpolitiker und Naturfreund wohl überraschend aus. Vorsitzender Spranger: “Wir begrüßen, dass sich einige Gemeinden auf den Weg gemacht haben um die Freiflächen-Photovoltaik auszubauen. Durch die geänderte Bundesgesetzgebung tut sich auch wieder etwas in Sachen Windkraftausbau. Das ist auch höchste Zeit geworden. Wir begrüßen die Planungen des regionalen Planungsverbandes Oberfranken West zur Ausweisung von Windkraft-Vorranggebieten. Auch wenn die gesamte Planung noch etwas dauern wird, möchte der Planungsverband für fortgeschrittene Projekte die planungsrechtlichen Weichen auch kurzfristiger stellen. Wir freuen uns, dass einige Gemeinden in diesem Zusammenhang aktiv geworden sind und empfehlen dies auch allen anderen.” Durch den langen Zeithorizont bestehe aber die Gefahr, dass durch eine neue Bundesregierung die positiven Ansätze zum Windkraftausbau wieder abgewürgt werden.

Ziel ist ein “Weltacker”

Prinzipiell beschäftigt sich die BN-Kreisgruppe mit allen umweltpolitischen Themen. Sie geht mit Führungen und Vorträgen in die Öffentlichkeit. Ferner informiert sie über ihren Newsletter, die Mitgliedszeitschrift „Dä Löömzoh“ und über Pressearbeit. Schwerpunkte der Arbeit sind Kurse zur Artenkenntnis, das Projekt Baumscheibenbegrünung, die Projektwerkstatt vom Acker auf den Teller (Selbsterntegärten, Umweltbildung) sowie Energiewende und Klimaschutz. Aktuell versucht die Kreisgruppe, einen sogenannten “Weltacker” als Umweltbildungsprojekt aufzubauen.

Ausblick: Vortragsreihe 

Drei Vorträge behandeln am Beginn des neuen Jahres das Thema Energiewende- und Klimaschutz aus dem Blickwinkel der verschiedenen staatlichen Ebenen. Der Besuch ist kostenlos. Die Vortragsreihe findet in Kooperation mit der VHS Bamberg-Land in der KUFA (Kulturfabrik) Bamberg, Ohmstraße, statt. Beginn ist jeweils um 19 Uhr.

Am 31. Januar , referiert MdB Lisa Badum (Grüne), Obfrau im Ausschuss für Klimaschutz und Energie über “Energiewende und Klimaschutz in der Bundespolitik”. Am 14. Februar lautet das Thema: “100 % Erneuerbare Energien für Bayern”. Den Vortrag hält Michael Remy, Energie- und Klimareferent des BUND Naturschutz in Bayern. Und am 28. Februar geht es um “Energiewende und Klimaschutz auf kommunaler Ebene”. Referenten sind Dr. Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg und Michael Karmann (ZWdG/CSU), Bürgermeister von Buttenheim.

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