Pettstadt. Bevor sich die Beschäftigten der Gemeinde im Schützenheim an griechischen Leckerbissen delektieren konnten, tischte Bürgermeister Jochen Hack einen üppigen Zahlensalat auf: Pettstadt, so das Gemeindeoberhaupt, durchläuft gerade eine anstrengende Phase. Unausweichliche Investitionen im Millionenumfang prallen mit Preissteigerungen auf dem Bausektor zusammen. Die herausfordernde Finanzierungsfrage werde nur zum Teil durch die abermals gestiegene Einnahme aus der Gewerbesteuer erleichtert. Ohne Kreditaufnahme sei das Pensum nicht zu bewältigen.
Umso mehr würdigte Jochen Hack das Engagement der Gemeindebediensteten vom Rathaus über die Schule bis zum Bauhof im zurückliegenden “arbeits- und erfolgreichen Jahr”. Auch den Gemeinderäten sei durch umfangreiche und zuweilen unplanmäßige Sitzungen viel Bereitschaft abverlangt worden. “Solche Baumaßnahmen wie derzeit hatten wir noch nie,” stellte Hack fest. Sie seien in Folge des Wachstums der Gemeinde und des Zuzugs jungen Familien erforderlich. Auf dem Schulgelände würden gerade Projekte mit einem Volumen von 7,5 Millionen Euro verwirklicht, wozu die Gemeinde aus verschiedenen Fördertöpfen 4,5 Mio. öffentliche Gelder bekomme. Unter anderem entstehe ein neues Kinderhaus für 3,25 Mio. Euro, wovon die Gemeinde eine Mio. zu tragen habe. Die Sanierung der Grundschule sei mit 2,8 Mio. Euro veranschlagt, an Eigenmitteln seien dazu 1,5 Mio. Euro aufzubringen. Eine weitere Million Euro sei für die Erweiterung der Schule erforderlich, dazu kämen 400000 Euro vom Staat. Ebenso müsse der stark gefragte Hort erweitert werden. Der in den jetzigen Pausenhof hineinragende Anbau werde etwa 750000 Euro kosten, wovon die Gemeinde aber nur 100000 Euro zu tragen haben werde.
Dazu kommen noch zwei andere Baustellen: Für die bereits abgebrochene Fuß- und Radwegbrücke über die Rauhe Ebrach soll bis zum Beginn der neuen Wandersaison im April/Mai 2023 eine elegante Stahlfachwerk-Brücke in Betrieb genommen werden können. Von den voraussichtlich 750000 Euro Baukosten kommen 300000 Euro auf die Gemeinde zu. Zum anderen wird laut Hack auch die Freifläche an der Fähre zu einem Anziehungspunkt im Nahtourismus ausgebaut. Hier erhält die Gemeinde zu Kosten von rund 600000 Euro schon allein 60 Prozent Förderung aus Städtebaumitteln, dazu noch Gelder von der Oberfrankenstiftung und der LAG. Am Ende hat Pettstadt nur 80000 Euro beizusteuern.
Auf die Zielgerade gehe der Neubau des Feuerwehrgerätehauses – man mache sich schon an die Planung der Einweihungsfeier. Damit rücke auch der Umzug des Bauhofes in alte Gerätehaus an der Ohmstraße näher, berichtete der Bürgermeister weiter.
Die Jahresschlussfeier der Gemeindeverwaltung bot Gelegenheit zur Ehrung von vier Altgedienten. Peter Beierwaltes, seit 2006 ehrenamtlich um die Verwaltung des Kindergartens St. Anna besorgt, erhielt eine Dankurkunde. Die Kita der Katholischen Kirchenstiftung zählt mittlerweile 34 Mitarbeitende. Da gibt’s in Finanz- und Personalangelegenheiten immer mehr zu tun. Hack verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass Beierwaltes “noch 15 Jahre” diesen Dienst versehe.
Drei ehemalige Gemeinderäte, Thomas (Toni) Dotterweich, Manfred Dippacher und Friedrich Linz, wurden vom Bürgermeister mit Ehrenkrügen der Gemeinde Pettstadt ausgezeichnet.
Thomas Dotterweich war nicht nur unermüdlicher Gemeindearbeiter, er gehörte auch dem Gemeinderat von 2002 bis 2020 an. Daneben war er Erster und Zweiter Feuerwehr-Kommandant, 15 Jahre Mitglied der Kirchenverwaltung, acht Jahre Wallfahrtsführer und eine Zeitlang Zweiter Vorsitzender des Männergesangvereins.
Ein anderes “Urgestein” der Pettstadter Kommunalpolitik sei Manfred Dippacher, sagte Hack. Während seiner 26-jährigen Zugehörigkeit zum Gemeinderat bewährte er sich auch noch als Mitglied des Rates der bis 2002 bestehenden Verwaltungsgemeinschaft mit Frensdorf sowie lange Zeit als Mitglied des Rechnungsprüfungsausschusses. Dippacher hat 1995 den CSU-Ortsverband ins Leben gerufen, war Sprecher der Pettstadter Ortsvereine und ist noch immer Vorsitzender des Soldaten- und Kameradschaftsvereins sowie Funktionär beim Stammtisch “Schrauderos”.
Auf 30 Jahre im Gemeinderat kann Friedrich Linz zurückblicken. Bis zu seinem Ausscheiden 2020 war Linz zwölf Jahre lang Zweiter Bürgermeister. Linz habe sich durch sein “außergewöhnliches Engagement” für Pettstadt das Prädikat “wertvoll” erworben, meinte Bürgermeister Hack. Kaum eine Veranstaltung in der Gemeinde, bei der Linz mal nicht mit seinem Traktorgespann, mit Biertischgarnituren und dem Getränkeservice zu Diensten stand. Außerdem gründete Linz die Neue Liste. Seit vielen Jahren organisiert er maßgeblich die Gemeinschaft der Waldrechtler, deren Vorsitzender er ist. Als Vorstandsmitglied des Obst- und Gartenbauvereins und lange aktiver Feuerwehrmann bewies der “Fritz” seine Tatkraft. Und mit dem heutigen Bürgermeister bekam er es schon während seiner 35-jährigen sportlichen Laufbahn als Schiedsrichter zu tun. Da war man nicht immer einer Meinung, erinnerte sich Hack.
Stellvertretend für die Bürgerschaft applaudierten die zum Jahresessen versammelten Gemeindebediensteten den Geehrten. Und dann ging es an die verlockend duftenden, reich gefüllten Fleischtöpfe.
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