Pettstadt. Wenn eine Gemeinde meisterliche Elektriker in ihrem Bauhof beschäftigt, kann sie den Schritt wagen, ihre Straßenbeleuchtung vom Niederspannungsnetz der Bayernwerke zu trennen. Diesen – wenn auch zeitaufwendigen – Schritt hat Pettstadt nun vollzogen, berichtete Bürgermeister Jochen Hack dieser Tage dem Gemeinderat.
Pettstadt kauft zum Restbuchwert von rund 10000 Euro das Stromnetz für die Ortsbleuchtung den Bayernwerken ab und wartet bzw. ergänzt es künftig zu vergleichsweise günstigen Konditionen mit eigenem Personal. Neun Verteilerschränke und 35 Kabelverzweigerkästen seien gesetzt worden. “Das haben wir richtig gemacht,” sagte Hack und verwies auf die hohen Stromkosten, die zur Zeit von den Versorgern aufgerufen werden. Allerdings habe die Umstellung viel Arbeitskraft gebunden; nun könnten aber liegengebliebene andere Aufgaben abgearbeitet werden.
Zum nächstmöglichen Zeitpunkt beendet Pettstadt seine Beteiligung am E-Car-Sharing-Projekt des Landkreises, bei dem 17 Kommunen mitmachen. Da der Leasingvertrag über den derzeit eingesetzten VW iD3 in Bälde ausläuft, stellte sich die Frage, ob man nun auf ein billigeres E-Mobil von Seat umsteigen sollte. Gleichzeitig soll ein neuer Tarif eingeführt werden. Der bringt zwar eine Ermäßigung bei den Leihgebühren (z. B. von 29 auf 25 Euro für 24 Stunden), doch werden noch zusätzlich 28 Cent pro gefahrenem Kilometer verlangt. Die Gemeinde müsste zudem 10000 Euro einlegen, nutzt das E-Mobil selbst jedoch höchstens sporadisch. Hauptsächlich werde das Pettstadter E-Mobil von auswärtigen Fahrern gebucht, informierte Bürgermeister Hack. Nebenbei entsteht eine Belastung für die Gemeindeverwaltung.
Sebastian Dennerlein und Alexander Hummel von der CSU-Fraktion plädierten für den Ausstieg aus dem System. Dennerlein sieht angesichts der Klimapolitik der Bundesregierung keinen Anlass, mit Steuergeldern das Sharing-Modell weiter zu unterstützen. Mittlerweile sei es zudem für die Bürger nicht mehr attraktiv, meinte Hummel mit Blick auf die hohen Kosten von bis zu 89 ct/kWh beim Strom-Tanken an Autobahnraststätten. Außerdem müsste die Ladesäule am Rathaus kostspielig nachgerüstet werden, weil sie den Anforderungen des Eichamtes nicht genüge, erinnerte Hummel. Für Dienstfahrten der Gemeindebeschäftigten komme man auch mit Kilometergeld für die Benutzung von Privatfahrzeugen zurecht, ergänzte Bürgermeister Hack. Notfalls könne die Gemeinde selbst ein Dienstfahrzeug leasen. Alles in allem: Pettstadt wird aus dem E-Car-Sharing-Modell aussteigen.
Ebenso rasch wurde sich der Gemeinderat einig, den bislang geleasten Ford-Transit des Bauhofs nach Ablauf der Vertragszeit zum Preis von 22610 Euro zu kaufen. Das Fahrzeug hat erst 35000 Kilometer auf dem Tachometer und ist noch in gutem Zustand. Es erfüllt seinen Zweck. Ein Ersatzwagen hätte eine Lieferzeit von mindestens zehn Monaten. Diese Zeit zu überbrücken, käme teuer.
Nicht unzufrieden war Bürgermeister Hack mit den staatlichen Zuweisungen zu den drei derzeitigen Großprojekten der Gemeinde: Für die Schulhauserweiterung überweise der Staat 375000 Euro, während für die Schulsanierung 400000 Euro aus der Staatskasse fließen. 590000 Euro dürfen für den Neubau des Kinderhauses eingeplant werden. “Das entlastet ein Stück weit unseren Haushalt”, kommentierte der Bürgermeister.
Mit Interesse verfolgt Pettstadt eine Allgemeinverfügung, die der Gemeinderat Strullendorf für die Freiflächen östlich der Regnitz im weiten Umfeld der Fähre erlassen wird. Strullendorf will verhindern, dass sich in dem zwischen dem Bruderwald und dem Naturschutzgebiet Sandaue Regnitztal gelegenen Areal zügellose Freizeitaktivitäten breit machen. Ergo sollen Camping, das Abstellen von Wohnwagen, Grillen, Lagerfeuer oder das Betreten der Regnitzinsel (Vogelbrutgebiet) verboten werden. Für Hunde gilt Leinenzwang. Allenfalls zum Chillen, Sonnenbaden oder geruhsamen Aufenthalt soll die Fläche freigegeben werden. “Und was machen wir, wenn sich die ganzen Freizeitaktivitäten auf die Pettstadter Seite der Regnitz verlagern?” fragte besorgt Oliver Schlicht (FWG). Antwort des Bürgermeisters: “Wenn wir die gleichen Probleme bekommen, können wir auch eine Verfügung erlassen.”
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