Schlachthof: Der Stadtrat setzt eine umfangreiche Erhebung in Gang

Fleisch und Wurst aus Bamberger Fertigung wird 12000-fach gefordert

28.01.2023
Oberbürgermeister Andreas Starke (Mitte) erhält 12.000 Unterschriften zum Erhalt des Schlachthofs. Überbringer waren die Vertreter der Interessensgemeinschaft Schlachthof: (v.l.) Hermann Greif und Wilhelm Böhmer (beide Bayerischer Bauernverband), Florian Müller (Bayerischer Hotel- und Gaststättenverband Dehoga) und Stefan Sutor (Deutscher Vieh- und Fleischhandelsverband).
Foto: StPr Michael Memmel
von StPr/red

Bamberg. Mehr als drei Aktenordner füllen die 12.000 Unterschriften, die vier Vertreter der Interessensgemeinschaft Schlachthof dieser Tage an Oberbürgermeister Andreas Starke übergeben haben. Sie stammen von Landwirten, Händlern, Produzenten und Vermarktern, aber auch von ganz vielen Fleischkonsumenten aus der Region. „Das ist ein Zeichen, welchen Stellenwert der Schlachthof in Bamberg und dem Umland genießt“, erklärte Oberbürgermeister Andreas Starke, der ein offenes Ohr für alle Akteure hat, die sich „pro und contra Schlachthof“ einbringen.

Stadtrat beschließt Evaluation

Donnerstagabend beschloss der Stadtrat einmütig, den Schlachthof in diesem Jahr weiter zu betreiben. 2023 wird genutzt, um ergebnisoffen alle denkbaren Informationen zu sammeln, um am Ende im Stadtrat einen Beschluss über den Fortbestand oder die Schließung zu fassen. Von den Grünen im Stadtrat wurde die Frage nach der regionalen Bedeutung aufgeworfen. Außerdem ziehen die Grünen in Zweifel, dass es sich bei einem Schlachthof um eine Einrichtung der Daseinsvorsorge handelt. Für die Fraktionen von CSU und SPD sowie einigen kleineren Fraktionen stellen sich diese Erwägungen nicht, weil der Betrieb allein schon mit seinen 160 Arbeitsplätzen und der Sicherung von 5000 bäuerlichen Existenzen im Einzugsbereich nicht aufgegeben werden könne. 13,5 Millionen Investitionen in den letzten Jahren können auch nicht so ohne weiteres in den Sand gesetzt werden, von anderen Folgekosten ganz zu schweigen.

Sachlich bleiben

Die Interessengemeinschaft Schlachthof hat sich im vergangenen Jahr im Zuge der Diskussionen um die Zukunft der Einrichtung gegründet und setzt sich für deren Erhalt ein. Sie vertritt unter anderem die Interessen von Bauernverband, Fleischerinnung, Fleischhandelsverband sowie Hotel- und Gaststättenverband mit zusammen rund 4000 Mitgliedsbetrieben. Der IG-Vorsitzende Stefan Sutor zeigte sich sehr dankbar für die „sachgerechte Diskussion“ mit der Stadt und lobte den guten Austausch. Die IG unterstützt die Pläne der Stadt, bis zum Ende des Jahres ein Konzept für den Weiterbetrieb des Schlachthofs zu entwickeln. „Wir bieten Ihnen in dieser Zeit auch unsere Fach- und Sachkompetenz an und tragen auch gern etwas zur Lösung einzelner Fragen bei“, erklärte Sutor vom Deutschen Vieh- und Fleischhandelsverband dem Oberbürgermeister. Die 12.000 Unterschriften, die an OB Starke übergeben wurden, möchte er deshalb auch als „Versprechen für die Zukunft“ und als Bekenntnis der IG zum Schlachthof verstanden wissen.

Züchter für kurze Transportwege

Die drei weiteren Vertreter der IG, Hermann Greif und Wilhelm Böhmer vom Bayerischen Bauernverband (BBV) sowie Florian Müller vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga, unterstützten die Aussagen von Sutor und bekräftigten die Bedeutung des Schlachthofs für ihre Mitgliedsbetriebe. „Für uns Bauern ist es extrem wichtig, dass die Tiere einen kurzen Weg zur Schlachtung haben“, sagte Oberfrankens BBV-Präsident Greif. Er hoffe, dass die vielen Unterschriften eine „kräftige Unterstützung“ für die nächsten Schritte darstellen. Laut BBV-Direktor Dr. Wilhelm Böhmer gehört ein Schlachthof zur Daseinsfürsorge einer großen Stadt und bei der Diskussion sollte nicht die Gewinnerwirtschaftung zur Bedingung gemacht werden.

Ergebnisoffen

Die Stadtverwaltung schlägt dem Stadtrat in der Vollsitzung am Mittwoch, 25. Januar 2023, vor, die Entscheidung über Erhalt oder Schließung des Schlachthofs erst am Ende des Jahres zu treffen. Der von Schlachthof-Geschäftsführer Julian Schulz und Wirtschaftsreferent Dr. Stefan Goller ausgearbeitete Wirtschaftsplan geht davon aus, dass der Betrieb in diesem Jahr kostendeckend laufen kann. Somit besteht die Möglichkeit, die nächsten Monate zu nutzen, um gemeinsam mit allen Akteuren ein zukunftsfähiges Konzept zu erarbeiten, das der Stadtrat dann beurteilen soll. Ferner soll eine Machtbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden, welche Möglichkeiten für eine alternative Nutzung des Schlachthof-Areals bestehen. „Wir gehen ergebnisoffen auf diesen Weg“, betonte OB Starke. Neben aller Kritik an der Einrichtung nehme er aktuell auch viele positive Stimmen wahr, die sich für den Fortbestand der Infrastruktureinrichtung einsetzen.

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