Stadtmarketing e. V. hält Kurs

Klaus Stieringer - wer denn sonst?

21.11.2022
Daumen hoch beim Stadtmarketing: Arno S. Schimmelpfennig, Pius Schiele, Mathias Baluses, Andreas Jakob, Geschäftsführer Klaus Stieringer, Sandro Da Ros, Stefan Wolfschmidt und Reinhard Schmid. (von links)
Foto: Werner Baier
von Werner Baier

Bamberg. Von einzelnen Enthaltungen bei Abstimmungen abgesehen, wurde in der Hauptversammlung des aktuell 279 Mitglieder zählenden Stadtmarketing Bamberg e. V. deutlich: Der Verein steht voll hinter dem per Akklamation wiedergewählten Vorstand und ebenso geschlossen zum politisch umstrittenen Geschäftsführer Klaus Stieringer.

In der Schusslinie

Der 53-Jährige ist in die Schusslinie der großen Fraktionen des Stadtrates geraten, nachdem der Verdacht entstanden war, er hätte sich unter Pseudonymen auf Social-Media-Kanälen mit rigiden Beiträgen an der politischen Diskussion beteiligt. Stieringer hat die zahllos gestellten Fragen, ob er oder wer sonst hinter diesen Veröffentlichungen stehe, nie erhellend beantwortet. Obwohl er es angeblich könnte. Das löste in Bamberg die „Fake-Account-Affäre“ aus. Die im politischen Geschäft anrüchige, aber auch nicht verbotene Wortmeldung unter Spitznamen oder Nicknames im Internet hatte Stieringer gegenüber einem Reporter des Bayerischen Fernsehens dann auch noch als vertretbar heruntergespielt.

Hintergrund der “Rathaus-Skandal”

Hintergrund war das Bekanntwerden von Sonderzahlungen und dubiosen Überstundenvergütungen an einzelne Rathaus-Bedienstete in sechsstelliger Gesamthöhe: Ein weiterer „Rathaus-Skandal“, der dem Oberbürgermeister angelastet wurde. Denn: Andreas Starke stand schon im Kreuzfeuer, nachdem aus dem Rathaus Adressen für spezielle Wahlwerbung an Migranten an die örtliche SPD abgegeben worden waren. Alles in allem entstand eine Gemengelage, die von investigativen Journalisten aus nah und fern leidlich ausgeschlachtet wurde. Da wurde schon mal wegen einer neuen Erkenntnis, die man in einem Halbsatz hätte darstellen können, eine die Sensationslust befriedigende Story aufgeblasen, die davon ablenkte, dass die Stadt eigentlich größere Probleme hat als die Durchleuchtung von Schmutzeleien im Internet.

Vom Strippenzieher zum Hinterbänkler

Stieringer reagierte auf den steigenden Druck hin, trat als SPD-Fraktionsvorsitzender des Strates zurück und aus der Partei aus. Er schrumpfte von einem einflussreichen Strippenzieher zum Hinterbänkler im Ratsgremium der Stadt. Von da meldet er sich bei Gelegenheit mit bekannter Kompetenz und rhetorischer Qualität, vor allem, wenn es um Belange des städtischen Geschäftslebens und damit um die Vitalität des Oberzentrums Bamberg geht.

Unglaubliches Junktim

Und als solchen Verbindungsmann zur Macht in Bamberg hält der Stadtmarketing e. V. an Klaus Stieringer unverrückbar fest, auch wenn die Gefahr besteht, dass die Stadt ihr schier unglaubliches Junktim durchsetzen wird: Auf Betreiben der Grünen im Stadtrat soll dem Stadtmarketing der zugesagte jährliche Zuschuss von 70000 Euro gestrichen werden, wenn Stieringer nicht auch als Geschäftsführer des mit der Stadt zwar verbandelten, aber keiner Befehlsgewalt unterliegenden Vereins ausscheidet. Der Vereinsvorstand konterte unlängst mit einem klaren Bekenntnis zu Stieringer, der mit all seiner Erfahrung und seinem Knowhow (nicht nur) für den Stadtmarketing Verein unersetzlich ist. Das juristisch höchst fragwürdige Ultimatum aus dem Rathaus wurde vom Vorstand schroff zurückgewiesen.

Notfalls ein paar Events weniger

Und in der Hauptversammlung, die dieser Tage im Bootshaus stattfand, wurde auch der Plan B skizziert: Wenn die bislang obligatorische Beteiligung der Stadt ausfällt, der Zuschuss von 70000 Euro also nicht zur Verfügung gestellt wird, verzichtet das Stadtmarketing ab dem nächsten Jahr auf die Durchführung von Veranstaltungen, die finanzielle Risiken für die Vereinskasse bergen. Ausbaden müssen das dann die innerstädtischen Geschäftsleute, denen Neben-Einnahmen aus den entfallenden Events entgehen werden. Das Stadtmarketing rechnet vor, dass die rund 412000 Besucher der Veranstaltungen rund 11,8 Millionen Euro in Bamberg ausgegeben haben (durchschnittlich 28,70 Euro, ein statistischer Mittelwert).

Überschaubares Risiko

Die – beschränkte – Bedeutung von 70000 Euro wird klar, wenn man beispielsweise in den Ergebnisbericht des Vereins für 2021 schaut: Da hat die Stadt 60000 Euro beigesteuert zu “Erlösen”, die mit insgesamt 459 303 Euro beziffert wurden. Das Jahresergebnis wies ein Plus von 132908 Euro aus, obwohl das trotz der Corona-Problematik durchgeführte Blues- und Jazzfestival wegen kostspieliger Sicherheits- und Schutzauflagen einen Fehlbetrag in Höhe von 48615 Euro eingespielt hatte. Die Jahresrechnung sei „dreifach geprüft“ worden, hieß es – auch von der Stadt.

Personalkosten nebulös

Ohne dass den Mitgliedern bei der Hauptversammlung der tatsächliche Personalaufwand des Vereins beziffert wurde, zeigte sich aus den Kosten der Gehälter (minus 13128 Euro) und den Auszahlungen an freie Mitarbeiter (minus 20800 Euro), dass ein Ausbleiben des städtischen Zuschusses durchaus gewisse Einschränkungen zur Folge haben könnte. Den Untergang des Vereins, also des Stadtmarketings, würde es dennoch kaum auslösen, und den kann ernsthaft auch niemand wollen. Zudem steht der Vorstand des Vereins um Andreas Jakob mit dem Oberbürgermeister in Verhandlungen über eine Kompromisslösung: Ziel Starkes ist offenbar, die vom Stadtrat beschlossene Förderung bestimmten Veranstaltungen direkt zufließen zu lassen, statt das Geld einfach in die Vereinskasse einzuzahlen.

Einmütige Entlastung des Vorstands

In der Hauptversammlung des Stadtmarketing-Vereins erhob sich nur eine Stimme, die Klaus Stieringer vorhielt, durch sein Verhalten auf der politischen Bühne eine nachteilige Verärgerung über das Stadtmarketing insgesamt ausgelöst zu haben. Und dass er mit einer mannhaften Klarstellung all der Hintergründe längst für Ruhe hätte sorgen können. Andere Mitglieder versicherten ihm ihre volle Unterstützung. Einer wünschte, dass nicht der Vorstand allein, sondern eine Mitgliederversammlung entscheiden solle, welche Veranstaltungen notfalls ausgelassen werden sollen.

Am Ende erhielt der Vorstand die einmütige Entlastung für das Geschäftsjahr 2021. Die zur Neuwahl vorgeschlagenen Vorstandsmitglieder Andreas Jakob, Mathias Baluses, Arno S. Schimmelpfennig und Sandro Da Ros wurden per Handzeichen in offener Abstimmung in ihren Ämtern bestätigt. Somit setzt sich der Vorstand zwar weiterhin nur aus Männern zusammen. Es ist aber geplant, Frauen als kooptierte Vorstandsmitglieder zu besetzen. Wahlvorschläge in diese Richtung gab es zunächst nicht.

Klaus Stieringer hält dicht

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Redaktion des „Bamberger Zwiebeltreter“ Klaus Stieringer vor gut drei Wochen angeboten hatte, seine Sicht der Dinge in einem ausführlichen Interview darzustellen. Er erklärte sich dazu bereit. Den zunächst schriftlich übermittelten Fragenkatalog hat er aber leider nicht beantwortet.  Eine Erklärung blieb uns Herr Stieringer schuldig. Das bedauern wir sehr, denn wir hätten uns für den Erstauftritt unserer Online-Zeitung keinen stärkeren Knaller als Stieringer quasi im O-Ton wünschen können. Abgehakt.

Kommentar

Und jetzt die völlig unmaßgebliche Meinung eines Landkreisbewohners, eines Pettstadters, der es macht wie der sprichwörtliche Schmied:

An die lieben Bamberger Politiker, besonders an die Scharfmacher und Henkersknechte: Wir erleben einen furchtbaren und auch für uns gefährlichen Krieg in unserem europäischen Haus. Weite Teile der Wirtschaft und damit unser gesamtes Sozialgefüge sind existenziell bedroht. Die Finanzierung der immer noch erstaunlich freigiebigen öffentlichen Hand wird zunehmend schwieriger. Wir haben eine grüne Außenministerin, die mit geschönten Personalangaben auf die große Bühne stolperte. Wir sind entsetzt über Politiker, die nach Millionen Euro zählende Provisionen für zum Teil lumpige Schutzmasken kassiert haben. Unzulässige Gehalts- und Boni-Zahlungen an gewisse Rathaus-Mitarbeiter sind das eine. Das andere, ein endloses Gemetzel, ausgelöst durch eine noch so pikante Fake-Account-Affäre, kennt in dieser Situation hauptsächlich Verlierer auf der lokalen Ebene. Man kann alles auf die Spitze treiben, aber die uns verbindende Weltanschauung gebietet Vergebung, Nachsicht: Schwamm drüber!

Wegbeamen? Gefährlich!

Wer meint, er müsse Stieringer unbedingt aus der Geschäftsführung des Bamberger Stadtmarketings beamen, der stelle sich mal vor: Der tritt in Erlangen oder Coburg wieder in Erscheinung. Das müsste dann der Partei der Selbstgerechten angekreidet werden. Und Bamberger Medien könnten hernach auf ihren Nachbarseiten berichten, was Stieringer eben so mal woanders zaubert. Aber vielleicht bekämen sie von dort ja auch ein paar Anzeigen mehr?

Herzlichst

Werner Baier

 

 

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