Strullendorf. Bei nur einer Gegenstimme beschloss der Gemeinderat in seiner Dezember-Sitzung, einen neuen Flächennutzungsplan in Auftrag zu geben. Er wird rund 150 000 Euro kosten. An der Wand des Sitzungsraumes hingen die beiden alten Bauleitpläne aus den Jahren 1976/82 sowie 2006 noch mal. Der letzte Versuch einer Aktualisierung scheiterte an dem damals offenen Wasserrechtsverfahren um das Schutzgebiet “Hirschaider Büsche”. Wie überständig die Bauleitpläne sind, das wurde im Frühjahr 2022 wieder einmal deutlich, als ein uralter Bebauungsplan für den Ortsteil Zeegendorf behördlicherseits aus der Versenkung geholt und fürs Finanzamt relevant wurde. An den Folgen kauen die Grundbesitzer bis heute.
Die Neue Liste bestand darauf, endlich die Flächennutzungsplanung zu aktualisieren. In einer Klausursitzung im Oktober fand sich dann eine Mehrheit für eine komplette Neufassung, bei der man sich auf den 2006er Plan stützen will. Zudem steht landesweit die Digitalisierung der Bauleitpläne an. Auf jeden Fall müsse ein neues Koordinatensystem eingeführt werden, befand Manfred Pappenberger.
Die Aufstellung eines Flächennutzungsplans gibt Gelegenheit, die Bürger anzuhören und ihre Vorstellungen von der Entwicklung Strullendorfs einzubeziehen. Der Plan entfaltet seine Wirkung hauptsächlich nach innen und gibt für mehr als ein Jahrzehnt die Richtung vor. Christian Beickert (SPD) erinnerte daran, dass über die Erstellung des letzten Bauleitplans acht Jahre vergingen.
Bürgermeister Wolfgang Desel strebt den Flächennutzungsplan “so schnell wie möglich an, am besten innerhalb von zwei Jahren.” Das sei zu erreichen, wenn die Beteiligung der Bürger und der Träger öffentlicher Belange konsequent durchgezogen werde. Zu vielen Fragen seien überdies schon Beschlüsse gefasst.
Mit stolzer Brust verkündete Bürgermeister Desel, dass er unlängst vor dem Notar den Kaufvertrag über die ehemalige Lammbräu unterschrieben hat. Die Gemeinde will die Immobilie für die bürgerliche Gesellschaft umbauen und nutzen: eines der nächsten Großprojekte.
Zu den großen Aufgaben, die Strullendorf zur Zeit neben der ICE-Baumaßnahme zu verkraften hat, zählt die Abwasserleitung aus dem südlichen Ortskern über den Stockweg und durch das künftige Gewerbegebiet in Richtung Kläranlage. Dafür muss die Bahnstrecke unterquert werden. Nach Informationen des Bauingenieurs Hans-Jürgen Sauer sind für die Rohrleitung mit 1,60 Meter Innendurchmesser, ein großes Schmutzwasserpumpwerk, ein Regenrückhaltebecken und ein Schneckenhebewerk voraussichtlich 12,17 Millionen Euro aufzuwenden. Gegenüber der ersten Schätzung erhöhten sich die Kosten in jüngster Zeit um 2,66 Mio. Euro oder 27 Prozent. Die nächsten Ausschreibungen kündigte Harrer für den Januar 2023 an, die Inbetriebnahme der gesamten Anlage für 2024/25. Sie bringe eine Entlastung für das Kanalnetz in Strullendorf und löse die Rückstauproblematik. Es wird sich auswirken, wenn durch die Leitung künftig bis zu neun Kubikmeter Abwasser pro Sekunde abgeleitet werden können.
Ein Teil der Kosten sei im unlängst verabschiedeten mittelfristigen Finanzplan abgebildet, versicherte Bürgermeister Desel auf Nachfrage. Aber Christian Beickert kam trotz der Vorweihnachtsstimmung nicht umhin, darauf hinzuweisen, dass die Kosten der Abwasserbeseitigung auf die Verursacher abgewälzt werden müssen, sei es durch Herstellungs- oder höhere Abwassergebühren. Einstimmig billigte der Gemeinderat die Fortsetzung der Baumaßnahme unter der Regie des Planungsbüros Sauer und Harrer.
Auf Antrag der CSU-Fraktion beschloss der Gemeinderat, im nächsten Jahr den Vereinen in der Gemeinde bei den Energiekosten unter die Arme zu greifen. Vereine, die einen erhöhten Energieaufwand haben, etwa in ihren Vereinsheimen, werden über das Mitteilungsblatt aufgefordert, den Bedarf zu begründen und Hilfe anzufordern.
Manfred Pappenberger von der Neuen Liste lieferte nach einjähriger akribischer Untersuchung der Verkehrsverhältnisse seine Fleißaufgabe ab: An vielen Stellen im Gemeindegebiet entdeckte er Verbesserungsbedarf zur Erhöhung der Verkehrssicherheit der Radfahrer, Lücken in der Beschilderung und Fahrbahnmarkierung, in der Wegweisung und Streckenführung. Unter anderem hat er einen Vorschlag für einen Radweg von Amlingstadt nach Hirschaid entwickelt (teilweise neben der Autobahn). Ferner empfiehlt er Strecken zwischen Zeegendorf und Teuchatz durch die Fränkische Schweiz und Fränkische Toskana. Deutliche Kritik übte er am teilweise morastigen Zustand des überörtlich stark beworbenen Radwegs zwischen Bamberg/Pettstadter Fähre und Strullendorf. Unter der Bahnbrücke nähmen die Räder ein Schlammbad.
Eindrücklich empfahl Pappenberger den Ausbau des Bahnhaltepunktes Strullendorf zu einem Verkehrsknoten mit Bahn-, Bus- und Radverkehr, eine stärkere Vernetzung der Verkehrsträger. Die unausweichliche Verkehrswende müsse zu einer sozialen Teilhabe aller Verkehrsteilnehmer, die Mobilität für alle führen. “Das wird uns noch viel Kraft kosten,” resümierte Pappenberger. Allerdings ist Strullendorf dabei nicht allein, wandte Bürgermeister Wolfgang Desel ein und verwies auf das in der Entwicklung befindliche Verkehrskonzept des Landkreises. Demnach sollen alle “Bahnhöfe” zu Verkehrsknoten und Mobilitätsstationen geformt werden und Ladestationen für die E-Mobilität erhalten. Und stündlich rauscht der ICE mittendurch.
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