Bamberg. Die Zahl der Straftaten im Stadtgebiet wuchs 2022 um rund 20 Prozent auf 7500. Bambergs Leitender Polizeidirektor Florian Mayer räumte bei der Präsentation der aktuellen Polizeistatistik ein, dass mit der Zunahme der Kriminalität in Bamberg unter der Bevölkerung die Sorge um die Sicherheit steigt. Und es ist nicht von der Hand zu weisen: Signifikant geht ein gehöriger Anteil der Straftaten auf das Konto der AnkER-Einrichtung in Bamberg. Deren rund 2000 Bewohner sowie die weiteren in Bamberg lebenden Flüchtlinge und Asylbewerber – von der Polizei als Zuwanderer geführt – machen etwa vier Prozent der Stadtbevölkerung aus; auf sie entfallen aber gut 33 Prozent aller aufgeklärten Straftaten. Dass nach den Pandemie-Jahren wieder mehr Menschen unterwegs sind, Pendler und Touristen, lässt sich auch an der Polizeistatistik ablesen, betonte Mayer.
Wo sie kann, will die Polizei dem Trend zu höheren Fallzahlen entgegenwirken. Und manche “Opfer” behelfen sich inzwischen selbst: Immer häufiger erwischen Ladendetektive Diebe auf frischer Tat. Mit den festgenommenen Ladendieben wird mittlerweile buchstäblich kurzer Prozess gemacht: Häufig stehen sie binnen weniger Tage vor Gericht und werden zu Haftstrafen verurteilt. Auf einem anderen Sektor bittet die Polizei um aktive Unterstützung: Die hohe Zahl der Fahrraddiebstähle – darunter auch tausende Euro teure E-Bikes und hochwertige Sporträder – müsste nicht sein, wenn die Eigentümer ihre Zweiräder mit bestmöglichen Schlössern schützen und die Fahrradpässe gewissenhaft führen würden. Andernfalls werden gerade die Zweiräder leicht zur Diebesbeute und können im Ermittlungsfall kaum den rechtmäßigen Eigentümern zugeordnet werden.
Immerhin wurde in Bamberg 2022 kein Mord oder Totschlag begangen und auch von tödlichen Verkehrsunfällen blieb die Stadt verschont. Auch positiv: Die mit 69 Prozent bezifferte Aufklärungsquote der Straftaten (ohne die speziellen ausländerrechtlichen Delikte) liegt vier Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt und nur zwei unter dem oberfränkischen Ergebnis. Im Vorjahr wurden von Bamberger Polizeikräften immerhin 3600 Tatverdächtige ermittelt. Dass sich darunter 70 Prozent Ersttäter befanden, deutet auf einen hohen Anteil der in der Stadt frisch eingetroffenen Zuwanderer hin. Die besondere Belastung Bambergs durch Tatverdächtige aus dem Kreis der Zuwanderer wird an der Entwicklung der “Häufigkeitszahl” deutlich, für die die Zahl der Straftaten an 100000 Einwohnern gemessen wird : Sie erreichte wie nach der ersten Flüchtlingswelle den Wert 9690. Für Bayern insgesamt und für den Bezirk Oberfranken wurden hier Werte unter 4500 ermittelt. Polizeidirektor Mayer kam um die Feststellung nicht herum: “Mit der Häufigkeitszahl nimmt Bamberg den absoluten Spitzenplatz in Bayern ein!”
Die Mitarbeiter der Polizeiinspektion Bamberg stellten im Jahr 2022 durch eigenständige Kontrollen 761 Delikte fest, insbesondere Verstöße gegen das Betäubungsmittel-, Waffen- oder Sprengstoffgesetz, aber auch Urkundenfälschungen, Sachbeschädigungen und Diebstähle. Die Entwicklung der Straßenkriminalität – Sachbeschädigungen, Fahrrad- und Kraftfahrzeugdiebstähle, Körperverletzungen und Raubdelikte, habe die Polizei ständig im Fokus, versicherte der Polizeidirektor, “weil hierbei das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in besonderem Maße beeinträchtigt werden kann.” Es geht hier um “innerstädtische Kriminalprävention”. Hotspots der Straßenkriminalität (Anteil an den Straftaten: 22 Prozent) sind die Umgebung des Bahnhofs, die Veit-Stoß-Straße, das Inselgebiet und der Innenbereich der AnkER-Einrichtung. Die darin verzeichneten 1684 Delikte hatten an der Häufigkeitszahl einen Anteil von 2165. Bei der Straßenkriminalität resultiert die Hälfte der Fälle aus Zweiraddiebstählen, 42 Prozent resultieren aus Beschädigungen von Kraftfahrzeugen. Viele der Tatverdächtigen in diesem Sektor sind alkoholisiert, nicht im Stadtgebiet wohnhaft und meist auch über 21 Jahre alt.
Bei den Rohheitsdelikten – Raub und Körperverletzung – ist eine starke Zunahme der Zuwanderer als Tatverdächtige zu verzeichnen. Insgesamt wurden 950 Tatverdächtige ermittelt, die Aufklärungsquote betrug 90,9 Prozent. Die Rohheitsdelikte haben an den Straftaten einen Anteil von 16 Prozent.
37 Prozent nehmen die Diebstähle ein, das größte Deliktsfeld im Bereich der PI Bamberg. Die Fallzahl stieg von unter 2000 auf 2806 Fälle, wobei die Zahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle im letzten Jahr um knapp fünf Prozent zurückging. Ermittelt wurden 1198 Tatverdächtige. “Überproportional” hoch waren hier mit knapp 60 Prozent die Zuwanderer und Nichtdeutschen vertreten. Die Aufklärungsquote lag bei 56 Prozent. Nur bei 18 Prozent lag die Aufklärungsquote der Zweiraddiebstähle, die binnen Jahresfrist von 105 auf 578 Fälle gestiegen sind. Bei den Ladendiebstählen ist eine Steigerung um 348 auf 1147 Fälle zu verzeichnen. Immerhin konnten hier 906 Tatverdächtige ermittelt werden. 70 Prozent der Fälle waren Zuwanderern und Nichtdeutschen (z. B. Touristen) zuzuordnen. Aufklärungsquote: 95 Prozent, die Dunkelziffer der nicht entdeckten Diebstähle kennt freilich niemand.
930 Fälle von Sachbeschädigungen – meist an Kraftfahrzeugen – machen an der Zahl der Kriminalfälle zwölf Prozent aus. Nur 29 Prozent konnten geklärt werden. Vermögens- und Fälschungsdelikte – 766 an der Zahl – hatten einen Anteil von zehn Prozent an der gesamten Kriminalitätsbelastung. Auch hier ist ein Anstieg zu verzeichnen, um 121 Taten. 75 Prozent der Fälle wurden aufgeklärt.
Besondere Aufmerksamkeit schenkt die Polizei den Sexualdelikten, weil sie einen starken Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung haben. Immerhin: Durch Zuwanderer wurde kein Vergewaltigungsdelikt begangen, stellt der Polizeidirektor klar. Innerhalb der AnkER-Einrichtung jedoch seien sexuelle Belästigungen geahndet worden. Unter den 150 Delikten gegen die sexuelle Selbstbestimmung entfielen fast ein Drittel auf den Vertrieb, Erwerb, Besitz und Herstellung von kinderpornografischen Schriften. Insgesamt wurden 124 Täter überführt, darunter auch Jugendliche, die Nacktfotos gepostet haben. Notiz am Rande: Von der Polizei war wieder einmal keine Anzeige wegen sittlicher Verfehlungen gegen Angehörige des Klerus zu bearbeiten.
Die Zahl der Rauschgiftdelikte stieg auf 705 (2017 lag die Zahl schon einmal bei 1600). Durch Kontrollen allein konnte die Polizei 560 Tatverdächtige ermitteln. Auch hier wuchs der Anteil der Zuwanderer, weil sich “insbesondere Syrer versuchten, am Betäubungsmittelhandel zu beteiligen und Netzwerke aufzubauen”.
Im Jahresdurchschnitt wurde die AnkER-Einrichtung etwa zweimal pro Tag “anlassbezogen angefahren”, berichtete der Polizeidirektor. Straftaten, die innerhalb der Anlage verübt werden, seien überwiegend Körperverletzungen, Hausfriedensbrüche, Sachbeschädigungen und Betäubungsmitteldelikte.
Auch Ruhestörungen können strafbar sein, wobei eine Häufung in den Monaten Mai bis August auftritt. Die meisten Anzeigen kommen aus dem Bereich zwischen der Bahnlinie und der Regnitz. Rund um die Untere Brücke wurden letztes Jahr nur vier Ruhestörungen angezeigt: Klares Zeichen dafür, dass sich die sommerliche Bewirtung der Brücke auf die öffentliche Sicherheit und Ordnung positiv ausgewirkt hat.
Nach zwei ruhigeren Pandemie-Jahren stiegen die Verkehrsunfälle auf Bambergs Straßen wieder an, auf rund 2200. Die Hälfte waren Kleinunfälle. Insgesamt wurden 34 Unfallbeteiligte schwer und 381 leicht verletzt. Die Hauptunfallursachen waren nach Auskunft von Polizeirat Thomas Neumert zu geringer Abstand, Fehler beim Wenden und Rückwärtsfahren sowie beim Abbiegen. 37 Unfälle ereigneten sich unter Alkohol- und vier unter Drogeneinfluss. Bemerkenswert: 22 Radfahrer waren daran beteiligt. Insgesamt ereigneten sich 232 Fahrradunfälle, wobei 219 Personen verletzt wurden. Dabei stellte die Polizei fest, dass noch immer mehr als die Hälfte der Radler*innen keinen Schutzhelm tragen.
Mit der Zunahme der Gesamtunfälle registrierte die Polizei auch einen Anstieg der Unfallfluchten um 22 Prozent auf rund 600 Fälle. Dabei sei vielen flüchtenden Verursachern nicht bewusst, dass sie eine Straftat begehen, die mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe oder Geldbuße geahndet werden kann.
2022registrierte die Bamberger Polizei nur drei Schulwegunfälle (niedrigster Stand seit 2015). Die beteiligten Kinder wurden nur leicht verletzt. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung junger Fahranfänger ist mit 219 Fällen gleichgeblieben. Vielleicht als Folge der demographischen Entwicklung stieg die Zahl der Unfälle mit Beteiligung älterer Verkehrsteilnehmer von 207 auf 258. Zwölf der verunglückten Senior*innen wurden schwer verletzt.
Wer weiß, wie sich das Unfallgeschehen entwickeln würde, wenn die Polizei nicht so viel Präsenz zeigen und Kontrollen durchführen würde! So wurden allein 246 Fahrzeugführer wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss erwischt und angezeigt, bevor sie in einen Unfall verwickelt wurden. Davon waren 54 Radfahrer und 82, die mit einem E-Scooter unterwegs waren. 85 Trunkenheitsfahrten wurden vor Fahrtantritt verhindert, berichtet die Polizei.
Für 2023 kündigen die Bamberger Ordnungshüter eine Aufklärung über die neuen Radverkehrsregeln und die Durchführung von Kontrollen rund um den Radverkehr an. Mehr Präsenz verspricht der Leitende Polizeidirektor und eine Bitte hat er auch an die Bevölkerung: Die Bürger sollen mit ihrer Polizei im Gespräch bleiben, denn die hat den Ehrgeiz, die Stadt weiterhin lebenswert und sicherer zu machen.
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